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Feiern — aber gefälligst verantwortungsvoll

In Cambridge scheint häufig die Sonne! Das ist auffallend. Es ist zwar bitterkalt, aber meistens sehr schön blau am Himmel. Fiel mir so auf.

Heute ist Super Bowl. Und Boston steht im Finale. Und das ist natürlich ein guter Grund, das Polizeiaufgebot in Cambridge zu erhöhen. In Deutschland sieht man ja ab und an mal einen Polizisten; mit meinem Gefühl als Quelle schätze ich so zwei Mal pro Woche. Das mag in Großstädten anders sein, aber es geht mir um die Größenordnung. Wenn ich hier von meiner Wohnung zur Uni laufe, sehe ich im Schnitt drei bis vier Polizisten, am Tag. Mir ist nicht so richtig klar, was sie machen — meistens stehen sie in Kleidung verpackt am Rande einer Straße und gucken herum. Manchmal winken sie Laster aus einer Einfahrt. Neben der Cambridge Police gibt es hier übrigens die MIT Police…

Im Zuge des Super Bowls wird diese Polizeipräsenz jetzt also nochmal verstärkt. Alle Studenten erhielten eine E-Mail mit einem pdf von der Boston Police. Hier mal ein paar Auszüge:

[I] ask that you take an active role in celebrating responsibly.

(Ich bitte Sie, eine aktive Rolle zu übernehmen, um verantwortungsvoll zu feiern.)

Ich entschuldige mich für die holprige Übersetzung, aber dieser Satz ist einfach SO bürokratisch und gestelzt, dass ich mir gar nicht mehr Mühe geben will. Weiter gehts mit

[I]n the interest of general public safety [we] requested certain temporary parking and access restrictions to several locations in the city both due to the Superbowl event and the recent storm.

(Im Interesse der öffentlichen Sicherheit haben wir das Parken und den Zugang zu einigen Orten der Stadt eingeschränkt, wegen des Super Bowls und des Sturms.)

Ich bin so frei und zähle mich zur ‚Öffentlichkeit‘. Ich finde es ja sehr zuvorkommend, dass die Polizei einschätzen kann, wie und wo es für mich sicher ist.. Ich denke mal, dass meine Sicherheit maximiert wird, wenn ich einfach gar nicht das Haus verlasse. Ach, zum Glück haben sie daran gedacht:

There will be restrictions on when and where people can move about on Sunday.

(Am Sonntag wird es Restriktionen geben, wer sich wann wo aufhalten darf.)

Ich sage doch — lasst uns einfach alle zu Hause bleiben! Obwohl, es ist bestimmt sicherer, wenn ich Leute einerseits ermutige, dem Helden-Team (alkoholisiert) zuzujubeln und gleichzeitig strenge Vorschriften mache, dass sie, z.B., diese gelbe Linie jetzt wirklich nicht übertreten dürfen — im Interesse der öffentlichen Sicherheit, natürlich.

Should you behave in a way that warrants the intervention of police […] your name will be turned over to your respective Dean of Students for appropriate discipline.

(Sollten Sie sich so verhalten, dass polizeiliche Intervention gerechtfertigt ist, so wird das Ihrem Studienverantwortlichen mitgeteilt, um eine angemessene Strafe zu finden.)

Da frage ich mich ja — wird es also zu Nicht-Super-Bowl-Zeiten NICHT meinem Studienverantwortlichen mitgeteilt, wenn ich irgendwas aushecke, was die Polizei ins Spiel ruft? Mhh. Jetzt aber mein persönlicher Favorit:

Do not walk with headphones on.

(Tragen Sie keine Kopfhörer.)

Öhm. Was sagt man dazu? Na zum Glück erklärt mir der Brief dann nochmal, dass

We are fortunate to have exceptional athletic teams and the most loyal and enthusiastic fans.

wir glücklich sind, außergewöhnliche Teams zu haben sowie die besten und enthusiastischsten Fans.

Na ein Glück! Und dann werde ich nochmal an meine Rolle erinnert:

[…] you all play a role in our effort to ensure that the City of Boston is a shining example of stellar sports teams and their fans! Go Pats!

Sie alle spielen eine Rolle, um sicherzustellen, dass die Stadt Boston ein leuchtendes Beispiel ist für Sport und Fans! Go Pats! [Anm: Spitzname des Teams aus Boston]

Also mal ganz abgesehen von dem fragwürdigen Inhalt dieses Briefes ist die verwendete Sprache sehr interessant. Es gibt viele Sätze, in denen ein glorifizierendes Adjektiv verwendet wird: Boston hat nicht nur Teams, nein, sie sind außergewöhnlich. Wir spielen nicht nur eine Rolle, nein, eine aktive Rolle. Wie spiele (!) ich eigentlich passiv?! Diese Glorifizierung ist dann gepaart mit dem üblichen ‚öffentliche-Sicherheit-Sprech‘ und vor allem Bürokratie: Restriktionen, verantwortungsvolles Feiern und so weiter..

Mein Vorschlag: lasst uns einfach den Super Bowl abblasen. Das pdf vermittelt mir den Eindruck, dass er ja anscheinend eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt — denn genau im Namen dieser werden ja Maßnahmen ergriffen. Also lasst uns doch einfach einen ruhigen Sonntag haben. Ich denke da vor allem an die Polizisten, die ja hin- und hergerissen sein könnten zwischen ‚öffentlicher Sicherheit‘ und ‚Super-Bowl-Schauen‘. Vielleicht ist kein Super Bowl am sichersten. Hihi.

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1. Februar 2015 till

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7 thoughts on “Feiern — aber gefälligst verantwortungsvoll”

  1. Schwester sagt:
    1. Februar 2015 um 17:12 Uhr

    …besteht ja darin, einfach kein herausragendes Team zu haben, da kommt man gar nicht erst in so eine problematische Lage! 🙂
    Das mit den Kopfhoerern finde ich ja mal einen bemerkenswert praktischen Hinweis, denn vor der ausufernden Berichterstattung letzten Sommer haette ich auch nicht gewusst, dass man keine Hoodies tragen sollte, wenn man nicht erschossen werden moechte.

    Antworten
  2. Schwester sagt:
    1. Februar 2015 um 17:13 Uhr

    tsis, da fehlt ein „nyc’s ingenious strategy…“ am anfang des ersten kommentars

    Antworten
  3. angela sagt:
    1. Februar 2015 um 17:17 Uhr

    tja, ich kann mich nur immer wiederholen…. es erinnert mich so Vieles an „früher“.
    Da war die DDR und alle ihre Aktivitäten auch immer mit glorreichen Adjektiven versehen, alles war „ruhmreich“ oder „siegreich“ oder sehr gern auch „überlegen“ (dem faulenden Kapitalismus).
    Tja, nur Kopfhöhrer ohne Kabel gab’s noch nicht, deshalb musste das Tragen in der Öffentlichkeit auch nicht verboten werden 😉

    Antworten
  4. Oma sagt:
    1. Februar 2015 um 19:10 Uhr

    Na, das ist fuer mich schon komisch zu lesen.Was alles verboten wird , oder gelooooobt wird, alle sind super.Vielleicht gibts auch schoene Dinge!..
    Vieles ist fuer mich nur Bahnhof
    Ciao opma

    Antworten
  5. Schwester sagt:
    2. Februar 2015 um 20:31 Uhr

    Und? Wie verliefen die Feierlichkeiten?!

    Antworten
    1. sohn sagt:
      3. Februar 2015 um 04:12 Uhr

      also ich habe nichts Besonderes mitbekommen… in Cambridge war alles ruhig.

      Und: das Spiel war ja tatsächlich spannend am Ende! Wir hatten zum Glück jemanden bei uns, der uns die Basic-Regeln erklärte..

      Antworten
  6. H sagt:
    13. Februar 2015 um 20:38 Uhr

    besonders lustig finde ich ja die Passage: or your name will be turned on to your dean…. Petze, Petze ging in‘ Laden…. DAS SAG ICH! 😛

    Antworten

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