…mit meinen ganz und gar privaten und einseitigen Beobachtungen des Alltagslebens der großen Supermacht.
Im Straßenverkehr herrscht hier der Hang zur Prosa vor. Auf jedem Schild zur Geschwindigkeitsbegrenzung steht das noch mal vermekrt, dass die Zahl auf dem Zahl nicht die maximale Wagenlänge in Zoll ist sondern die erlaubte Geschwindigkeit. Die Jagd auf Temposünder erfolgt ja hauptsächlich durch Polizeiautos, die irgendwo am Straßenrand rumlungern und dann ihren Opfern auflauern. Haben sie eins – dann geht es los wie im amerikanischen Krimi – es blinkt in allen Farben und man fühlt sich gleich ganz schlecht und verdächtig. Ich möcht eauch ungern mal in die Fänge einer solchen Streife geraten, die sehen meistens nicht nett aus, die Jungs.
Ja, in den meisten Gegenden der USA kann man bei rot rechts abbiegen. Aber nicht in New York City. Wenn es verboten ist, steht wieder ein Text „no turn on red“. Aber im Staat new York (in dem ich zur Zeit ab und an mal bin – gestern z.B.) und in Californien gibt es irgendwie einen roten Zusatzpfeil, der dann auch das Abbiegen verbietet bei rot. Ein Ein Schild für Überholverbot gibt es auch nicht – das Schild liest sich „do not pass“. Warnungen vor Huckeln in der Straße – per Textbotschaft.
Aber der Hit ist nach wie vor das Fehlen von Baustellenampeln. Diese Jungs oder Mädels, die da den ganzen Tag mit dem Schild stehen und den Verkehr regeln…. naja, sie werden ja wohl mindestens den staatlichen Mindestlohn bekommen, der natürlich auch von Staat zu Staat in den USA unterschiedlich ist.
In den Gesprächen mit den Kollegen habe ich so langsam eine Ahnung davon bekommen, wieso das alles mit dieser Kreditkrise usw. passieren konnte. Es ist wirklich unglaublich, was für eine Einstellung zum „privaten Finanzmanagement“ die Amis offensichtlich haben. Nämlich keine. Gehalt bekommen man zweimal monatlich – als ich von einmal monatlich sprach, riefen etliche gleich aus, wie man denn da mit dem Geld über die Runden käme. Und wenn es dann eben wirklich JEDEM passieren kann, mit 30 Tagen einfach so gekündigt zu werden, dann geht es eben wirklich fix, dass man seine Rechnungen einfach nicht mehr bezahlen kann. Und Kredite hat man wohl wirklich hinterhergeworfen bekommen Anfang des Jahrhunderts…Das System der Arbeitslosen-Vergütung habe ich nicht verstanden, es gibt unter gewissen Umständen einen minimalen Betrag.
Interessant war auch das Leuchten in den Augen eines schwarzen Kollegen zu sehen, der erzählte, was die Obama-Wahl für ihn bedeutete. Das ist auch etwas, was außerhalb unserer Vorstellungswelt liegt in Deutschland, wie bahnbrechend das wirklich hire für die Gesellschaft ist. Noch vor 50 Jahren gab es ja echte Rassentrennung – und das ist historisch gesehen keine lange Zeit für solche Verändeurngen. Als ich im August hier war, wurde ja eine Puertoricanerin am Obersten Gerichtshof der USA vereidigt – das war irre, im Fernsehen zu sehen, wie die Menschen vor Glück weinten.
Ich habe nun alle Mitbringwünsche erfüllt und kann langsam übers Kofferpacken nachdenken…. Am Donnerstagabend geht mein Flug heim. Jetzt höre ich weiter Hörbuch und stricke endlich die Socken fertig.
Hallo, ich verfolge schon eine ganze Weile diesen Blog und bin immer sehr gespannt wie es weiter geht. Vor allem ist es spannend, den amerikanischen Alltag geschildert zu bekommen. Kaum zu glauben, dass es fast noch schlimmer ist, als angenommen. Irgendwann sehe ich mir das auch mit eigenen Augen an.
Ich bitte um baldige Fortsetzung. Viele Grüße aus Dresden, Kullertaps
bei den am straßenrand lungernden polizeiautos musste ich an monty python’s killer cars denken. kennste die? die lungern auch immer menschenansammlungen auf und fressen sie. jawohl.
ansonsten kann ich die erwartungen der randgruppen sehr gut nachvollziehen. rassismus und ausgrenzung andersartiger war in usa immer sehr schwerwiegend und präsent, das habe ich seinerzeit auch noch so erleben können. so von wegen austauschelterliches zitat: wir haben nichts gegen schwarze, aber du wirst ja wohl auch nicht mit einem schwarzen ausgehen wollen… nun ja. so war das halt im warmen texas…