Nun sitze ich hier am Strand auf der Insel Perenthian und kann leider nicht ins Wasser, dazu spaeter mehr. Wir sind gestern hier auf die Insel gekommen, mit einem Schnellboot. Man stelle sich eine Nussschale vor, die von einer Besatzung gesteuert wird, die direkt aus dem „Fluch der Karibik“ rekrutiert worden zu sein scheint, und die außérdem wirklich schnell faehrt. Ich habe waehrend der ca. 20minuetigen Fahrt immer ueberlegt, wie viele Touris das wohl nur ueberstanden haben, indem sie ihren Mageninhalt entleerten.
Auf der Insel angekommen, merkten wir, wie sehr der Begriff „deluxe“ in diesem Land unterschiedlich interpretiert werden kann. Wir haben hier eine mickrige Bretterbude in einem fragwuerdigen Zustand zu einem horrenden Preis. Essen ist auch deutlich teurer als irgendwo sonst im Land – eben deluxe. Die Tage vorher haben wir (fuer weniger Geld) in einem wirklich luxurioesem Ambiente in Kuala Terenganu verbracht. Dort habe ich auch das interessante Erlebnis eines Arztbesuches gemacht. Ich bin vor ein paar Tagen so richtig hingefallen, einfach so, gestolpert. Dabei habe ich mir beide Knie und die rechte Hand laediert. Zum Glueck geht stricken trotzdem noch. Aber eines der Knie hatte irgendwie keine Lust zum Heilen und war richtig vereitert, so dass mir ein Besuch bei medizinischem Fachpersonal angeraten erschien. Das war auch ganz famos: eine Poliklinik, wo der komplizierteste Akt die Registrierung war. In dem Formular musste ich u.a. meine Rassenzugehoerigkeit angeben. Die medizinische Versorgung war unkompliziert, schnell und auch noch ueberaschend preiswert. Seit gestern Abend hat das Knie auch aufgehoert zu schmerzen, ich habe eine Gaze mit Antibiotika drauf und deshalb kann ich jetzt leider nur aufs Wasser schauen. Der Gatte ist grade zum Schnorcheln unterwegs, die Korallenriffe beginnen sofort hier am Strand.
Wir waren ja vor 7 Jahren schon mal in Malaysia und wollten gern noch einmal mit etwas mehr Zeit zurueckkommen. Dieses Land ist schon etwas merkwuerdig. Es wirkt extrem amerikanisiert und der Islam ist all gegenwaertig. Ich finde ja, dass fuer dieses Klima diese Religion sehr ungeeignet ist – bei der Hitze immer die Schleier zu tragen erscheint mir wirklich als sehr unangenehm. Ich habe vor allem viele sehr kleine Maedchen auch schon mit Kopftuch gesehen. Andernseits sieht man auch viele Frauen mit sehr femininer, die weiblichen Formen betonender Kleidung und Kopftuch. Die Unterdrueckung der Frau ist so offen nicht sichtbar: auch ältere Frauen fahren allein Auto und bezahlen mit Kreditkarte. Oder auch allein reisende Frauen mit Kindern haben wir gesehen. Und andernseits werden die eher niederen Taetigkeiten (Strassse fegen, im Lokal die Tische abwischen…) durchaus auch von Maennern uebernommen.
Man merkt dem Land an, dass der Staat Geld hat – Malaysia verfuegt ueber reiche Oelvorkommen vor der Ostkueste. Es gibt sehr viele Prestigebauten, die hoffnungslos ueberdimensioniert sind. Wir waren in so einem Ferien-Resort, dessen Erbauung in einem der Malaysia-Plaene (sowas wie die 5Jahresplaene der DDR scheint mir das zu sein) beschlossen wurde. Das Ressort ist wunderschoen gelegen an einem Stausee (Lake Kenyir), sehr schoen angelegt, riesengross und offenbar kaum genutzt. Es wirkte alles irgendwie richtig traurig und etwas verfallen. So gab es beispielsweise eine wunderbare Poolanlage mit einer Poolbar, die aber in diesem Jahr garantiert noch nie benutzt wurde. Auch der Pool selbst war nicht so richtig gepflegt.
Verwaltungsgebaeude des Staatess und die Staatsmoscheen sind auch meist riesige Prunkbauten und oft erst in den letzten Jahren entstanden.
Malaysia hat besonders seit den Jahren der Unabhaengigkeit offenbar ein Rassenproblem zwischen den Malayen, Chinesen und Indern. Das habe ich nicht beobachten koennen, das habe ich meiner Reiselekture entnommen. Die Chinesen dominieren die Gesellschaft sehr, weil sie reich sind. Schon 2003 lasen wir diesbezuegliche Artikel in der Zeitung. Es kommen auch viele Touristen aus Singapore und China hierher. Und wie gesagt, man sieht ueberall, wie prosperierend dieser Staat ist. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber man fuehlt sich alss Tourist anders als in Thailand oder Bali. In vielen Negativ-Rezensionen fuer Hotels lasen wir vorab etwas von mangelndem Service. Und das stimmt in gewisser Weise. Kann ich schlecht beschreiben, was ich damit meine, aber ich habe auch schon ein paar mal waehrend dieses Urlaubs gedacht, dass man nicht allein Deutschland eine Servicewueste nennen sollte.
Wir haben fuer unsere Rundreise ein echtes malaysisches Auto – einen Proton Wira. Die Kiste hat schon mehr als 100.000km auf dem Zaehler, sieht reichlich verbeult aus, aber sie faehrt sehr zuverlaessig und spritsparend. Diese Unabhaengigkeit vom oeffentlichen Transport ist klasse und wir haben auch heute erst entschieden, wohin wir morgen weiter fahren wollen. Wir sind nach unserer Ankunft in Kuala Lumpur nach Sueden gefahren, nach Melaka. Von dort dann durchs Landesinnere in den Tamara Negara – den Nationalpark mit dem aeltesten Regenwald der Welt. Das war sehr interessant – besonders eine Nachtwanderung im Dschungel – aber ohne Fuehrer haette ich die nicht machen wollen! Aber auch dieses Dschungel-Ferienresort war eine echte Touristenmelkerei. Nach Stopps an der Ostkueste sind wir nun auf der Insel und fahren dann morgen wieder gen Westen. Mal sehen, wohin es uns noch so verschlaegt in diesem Urlaub!
Ach, eine Bemerkung noch zum Stricken unter tropischen Bedingungen. In Strickblogs lese ich ja immer verwundert, dass Deutsche im Sommer gern mit Baumwolle stricken. Ich kann das ueberhaupt nicht nachvollziehen. Diesem Trugschluss war ich ja vor Jahren auch mal aufgesessen und hatte in den Thailand-Urlaub Baumwollgarn mitgenommen. Aber meiner Erfahrung nach strickt sich nichts so schlecht bei Hitze wie Baumwollgarn auf Holznadeln. Normales Sockengarn geht viel besser. Ich habe aber noch etwas Merkwuerdiges beobachtet: von einem ppaar Socken habe ich eine Socke noch unterwegs auf dem Flug hierher gestrickt, die zweite Socke entstand dann im Land. Und die zweite Socke ist trotz gleicher Maschen – und Reihenzahl ca. 4cm kuerzer als die andere! Ich habe lange ueber dieses Phaenomen nachgedacht und es kann eigentlich nur an der Fadenspannung liegen. Durch die Hitze rutscht der Faden nicht so gut und damit strickt man offenbar deutlich fester. Bei den Socken werde ich wohl noch mal trennen muessen….
Falls jemand Fotos sehen will…. scrollt mal auf der Seite ein bisschen nach unten, rechts unter Reiseberichte finden sich Fotos von unserem Urlaub 2003 in Malaysia.