Heute will ich mal schonungslos offen sein. Es geht um Selbstbetrug. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht – aber ich habe durchaus einige Strickstücke, die ich nie bis ganz selten trage, weil an ihnen irgendein Detail nicht stimmt.
So habe ich beispielsweise zwei Strickjacken, die ich kaum trage (kaum bedeutet einmal im Jahr), weil die Ärmel einfach zu eng sind. Diese hier und diese wären das. Aber ich habe auch ein wirklich schönes Oberteil, bei dem ich am Ausschnitt gepatzt habe. Ich weiß gar nicht, wieso ich das beim Fertigstellen nicht gesehen habe – jedenfalls fällt es mir jetzt jedes Mal auf, wenn ich das Teil mal anziehen will und dann ziehe ich es schnell wieder aus. Ich müsste mich ja nur mal aufraffen und den Ausschnitt noch mal stricken…. ich glaube sogar, dass ich noch von dem Garn habe….
Aber nun will ich es einmal besser machen. An dem Pullover aus dem herrlichen Possumgarn, der knapp den Gegenwert eines Kleinwagens hat, habe ich den Ausschnitt gestrickt.
Vor 5 min habe ich ihn nun getrennt – das ist einfach nicht ordentlich genug. Der Ausschnitt würde den gesamten schlichten Pullover ruinieren.
Ich habe noch keine Idee, wie ich es besser machen könnte, aber irgendwie bin ich froh, dass ich dieses mal der Versuchung nicht erlegen bin, es so zu lassen. Der Gatte hat es schon anprobiert und es schlug keine wirklichen Beulen beim Tragen, aber ich würde das Problem immer sehen….
Ich sehe zwei Varianten für einen ganz sauberen Ausschnitt: die Blende von oben stricken und im Maschenstich annähen oder eine Kettmaschenreihe aufhäkeln und daraus die Maschen aufnehmen. Andere Ideen?
Im Moment bin ich kurz davor, alles zu trennen, denn ein zweiter Versuch wird das Problem nich besser machen. Ich gräme mich grade sehr.
Ich glaube, ich muss das mit dem Aufhäkeln mal probieren. Bei dem etwas dickeren Garn fällt eben jede etwas krumm liegende Masche unangenehm auf.
Und noch was ganz anderes: heute endet die Kickstarter-Initiative von Jon für das mongolische Yak- und Kaschmirgarn.
Ich sags ja nur .
Ich würde die Maschen aufhäkeln und dann die Blende anstricken. Wenn der Pullover für den Gatten ist, dann würde ein icord-Abschluss wohl zu einem zu grossen Ausschnitt führen.
Den Kickstarter habe ich gesehen. Letztes Jahr war ich dabei – dieses Jahr konnte ich bisher der Versuchung widerstehen, denn was mache ich mit Yak und Kashmir? Viel zu edel für mich ;-)…..
The Yarn Harlot hat diese Erkenntnis letztens auch nett zusammengefasst:
„Honestly, I can point at a million projects of my youth and tell you that the number one thing that stood between me and greatness back then was laziness and a lack of patience. Everything I’ve ever made that was just exactly as I’d hoped, everything that’s a 10/10 is that way because I resisted some urge to take a short cut.“
Ich bin auch definitiv nicht diszipliniert genug fuer so grosse Projekte, das schafft man, glaube ich, nur, wenn einem das Stricken selbst mehr Spass macht als das Produkt fertigzustellen. 🙂
Blende annähen. Wird aber Zeit und ganz viel Konzentration erfordern, weil man alles ausgleichen muss. Na, dann mal viel Mut!
Ich habe ja noch von früher diese „Strickbogen“ von Junghans Wolle mit den Standard-Schnitten, in die ich auch meine persönlichen Maße eingetragen habe; da kann ich manchmal vergleichen. Allerdings nur, wenn ich daran denke …!
Was auch geht: die Maschen normal aufnehmen und hinterher eine Ziernaht am Übergang aufhäkeln. Außerdem würde ich evtl. die Rippen mit rechts verschränkter Masche stricken, das wirkt etwas fester und akkurater. Und vielleicht italienisch abketten.
Die Wolle ist ein Traum und sieht glatt rechts toll aus. Damit der Kragen nicht so kontrastiert, könnte ich mir statt Rippen auch eine kraus rechts gestrickte Blende vorstellen, z.B. 5 oder 7 Runden (rechts anfangen, rechts aufhören) und dann mit i-Cord abketten.
Ich würde die Maschen _neben_ der Abnehmreihe aufnehmen, dann eine Runde links, dann das Rippenmuster. Und wie Tanja schreibt, italienisch abnähen.