So! Da in Boston wirklich Schnee gefallen ist und ich das Haus nicht verlassen kann, gibt es mal wieder einen Bericht: chronologisch und gerafft đ
Am Freitag war ich beim Symposium des Harvard computefests. Der Höhepunkt kam gleich zu Beginn: eine Konversation zwischen Bruce Schneier und Edward Snowden, per Video-Chat. Es war sehr viel, worĂŒber die beiden sprachen, aber hier mal in KĂŒrze:
- VerschlĂŒsselung sei zuverlĂ€ssig und eine gute Grundlage, um zukĂŒnftig ’sichere‘ Software anzubieten; Vorschlag: Kaskadierung von verschiedenen Kryptoverfahren
- die NSA habe keine Standard-Methoden, um gegen VerschlĂŒsselung anzukommen
- der Schwachpunkt sei meist der End-Benutzer und das End-GerÀt; wenn man also sein Kennwort auf einem Klebezettel am Monitor hÀngen habe
- Analogie: Kryptografie errichte eine hohe Mauer, aber meistens kann man eben einfach drumherumlaufen
- ’skype is broken. don’t use it‘
- die NSA entwickele sich von einer Defensiv-Agency zu einer Offensiv-Agency und benutze dafĂŒr ĂŒberwiegend kommerzielle SpĂ€h-Software
- die Mitarbeiter der NSA seien hĂ€ufig blauĂ€ugige Patrioten, jedoch keine bösartigen Menschen; sie fĂŒhrten jedoch bösartige Befehle aus und hĂ€tten das GefĂŒhl, ihr Dienst diene einen höheren Zweck
- Frage sei nicht, ob NSA die Regeln einhalte, sondern ob Regeln ĂŒberhaupt sinnvoll seien
- ‚is intelligence worth the cause?‘
- NSA verursache messbaren wirtschaftlichen Schaden (Zahlen vergessen, aber in Milliardenhöhe)
- NSA komme aus der Zeit des Kalten Krieges –> obsolet
- heutzutage benutzte alle Welt das Gleiche: Windows, Apple, Firefox, Google.. eine HintertĂŒr in einem dieser Programme ist auch eine Möglichkeit fĂŒr China, Russland, etc..
- wenn Nordkorea die US hacke, so habe Nordkorea davon einen Vorteil. Wenn die USA Nordkorea hacke (seit 2010 angeblich der Fall), so habe man ĂŒberschaubaren Erkenntnisgewinn
Direkt nach dieser Konversation sprach John DeLong, ein recht hoher Mitarbeiter bei der NSA; bis vor Kurzem Director of Compliance, was so viel bedeutet wie ’schauen, dass die Spielregeln eingehalten werden‘. Herr DeLong war auĂerdem mal ein Harvard-Student. Ich schĂ€tzte ihn auf Mitte 30. An seiner Rede war Folgendes interessant:
- er sprach ausschlieĂlich in der Wir-Form
- er sprach nahezu ausschlieĂlich in Analogien, z.B. ‚Law is the math of human interactions‘
- ich konnte seinen GedankengÀngen nicht folgen
- er sprach ohne Folien und nicht sehr flĂŒssig
- Zitat: ‚die Idee, dass die AktivitĂ€ten der NSA unauthorisiert sind, ist inkorrekt‘
- Zitat: ‚es geht nicht darum, was akzeptabel ist, sondern was erreichbar ist‘
Vom Stuhl fiel ich jedoch fast bei folgendem
- Zitat: ‚die Technologie hat mich ĂŒberholt‘
Ups. Was fĂ€llt einem dazu ein? Ich erinnere daran: ich schĂ€tze den Mann auf Mitte 30, höchstens 40. Und nochmal: er ist ranghoher NSA-Mitarbeiter. Nun ja. Im Anschluss an seinen Vortrag kam eine interessante Frage auf: mal angenommen, die AktivitĂ€ten der NSA seien tatsĂ€chlich authorisiert. Dann mĂŒsse es ja jemanden geben, der diese Authorisierung erteilt habe. Wer das gewesen sei und warum? Die schockierende Antwort: als NSA-Mitarbeiter sei er eine ausfĂŒhrende Kraft, die alles dafĂŒr tue, die Sicherheit des Landes zu gewĂ€hren. Es sei nicht seine Aufgabe, die Regeln aufzustellen.
Ich musste mich schon wieder ganz doll festhalten. Was hatte Edward Snowden eine knappe halbe Stunde vorher gesagt: bei der NSA arbeiten eigentlich keine Bösewichte, aber eben viele Patrioten, die Befehle ausfĂŒhren…
Lieber schnell ein Themenwechsel: am Freitagabend bestieg ich den Bus, um nach New York zu fahren! DarĂŒber wurde auch hier schon etwas berichtet. Mission: Friedis Wohnung bewohnbar machen. Unser Konzept fĂŒr das Wochenende bestand darin, Sightseeing mit Wohnungseinrichten zu verknĂŒpfen. Mein groĂes Ziel war es jedoch, einen Cronut zu essen. Ich hatte mich belesen, wo die zustĂ€ndige BĂ€ckerei sei und, nach einigen Metro-Irrungen, erreichten wir das Ziel und stellten fest: Cronuts Sold Out! Na so was aber auch! Wie gut aber, dass sich der BĂ€cker noch andere Sachen ausgedacht hat, siehe Bilder. Auf dem Weg zum Ikea nach Brooklyn nahmen wir die kostenlos FĂ€hre von Manhattan. Als wir abends wieder zurĂŒckkam, gab es eine nette Szene: die Ikea-Horden strömten mit ihren Beuteln und BlĂ€mnös (gibts bestimm?!) ĂŒber die Wall Street — ein schickes Bild. Auf unserer Stadttour haben wir auĂerdem noch gesehen: World Trade Center, Rockefeller Center, Central Park und so weiter.. was es da eben so gibt. Eingerichtet haben wir Friedis Wohnung auch ein bisschen; wenn wir nicht gerade irgendein typisch amerikanisches Essen ins unsere MĂŒnder stopften.
Mein Fazit zu New York: mir ist es zu groĂ und zu schmuddelig. Boston ist da deutlich gesitteter; man könnte vielleicht auch sagen ’spieĂiger‘. Erschreckend war die Feststellung, dass es quasi kein PreisgefĂ€llt zwischen New York und Boston gibt!
Und nun zum omniprÀsenten Schneesturm. Ja, in Massachusetts wurde bereits vorsorglich der Notstand ausgerufen und so weiter und so fort: keine Schule, keine Arbeit, keine Autos. Und ja, hier hat es tatsÀchlich geschneit: etwa 60-70cm. Das ist schwierig einzuschÀtzen, da schon den ganzen Tag kleine Bagger riesige Schneeberge zusammenschaufeln! Na immerhin kann ich jetzt einen Schneemann bauen. Yippie.









das „irgendwo an der 5th Avenue“ Foto mĂŒsste die Bibliothek sein