Gestern Abend war das erste der legendaeren Country Diner, doch dazu spaeter.
Nach einer ueberaus maessigen Vorlesung in Oekonomie gab es eine wunderbare Veranstaltung zum Thema Religion im allgemeinen und besonderen. Wir haben ewig ueberzogen, weil wir diskutiert haben. Der Vortragende hat irgendeinen Lehrstuhl fuer Religion, einen deutsch klingenden Namen, ein erschreckendes Aussehen und einen absolut heftigen indischen Akzent. Aber was er vortrug war richtig gut. Was soll uns Religion? Gibt es wirklich Religionskriege oder sind das nicht doch immer vorgeschobene wirtschaftliche oder politische Interessen? Wo kommt Religion her? Im Prinzip vertrat er die These, dass jeder, der „open minded“ ist und es zulaesst, dass es eine Dimension fuer Menschen geben kann, die ausserhalb des Materiellen liegt, der vielleicht sogar selbst noch ethische Regeln hat – der ist ein authentischer guter Mensch.
Weil einige (inklusive meines Sohnes) fragten, was der Inhalt meines Studienaufenthaltes hier ist: den Horizont erweitern. Nachdenken ueber Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft…. Die Vortragenden sind allesamt ziemliche Koryphaeen ihrer Gebiet, es macht wirkilch Spass.
Nun noch kurz zum gestrigen Abend. Es ist Sitte, dass die einzelnen „Landsmannschaften“ die anderen zu einem landestypischen Abend einladen. Wir hatten uns als Deutsche, Oesterreicher und Schweizer zusammengetan. Man ist fuer das Essen verantwortlich (Rezeptauswahl, zubereitet wird es vom Koch des Hauses), die Getraenke muss man beschaffen und fuer eine landestypische kulturelle Ausgestaltung des Abends sorgen. Wir hatten unheimlich schnell eine sagenhafte Stimmung unter unseren Gaesten. Unsere ging allerdings in den Keller, als das Essen serviert wurde. Die anderen beiden Maedels hatten in langer ausfuehrlicher Diskussion mit dem Koch das Menue festgelegt, natuerlich schriftliche Kochanweisungen hinterlassen etc. Nun ja, das, was wir erhielten, war nur wenig in der Naehe der Originalrezepte, sozusagen the English way of German cooking. Also, die Flaedlesuppe war keine klare Suppe sondern ein nahezu schnittfester brauner Eintopf, der entfernt an Gulaschsuppe erinnerte. Allerdings war die Pampe schmackhaft. Der Hauptgang: Zwiebelrostbraten mit Krautspaetzle und Roesti war mies und ungeniessbar. Erspart mir Details von Schuhsohle in suesser Sosse mit rohem Sauerkraut usw. Baeh. Mir war ehrlich schlecht nach dem Essen. Aber wir mussten ja nun gute Miene zum boesen Spiel machen und schenkten einfach reichlicher Bier aus. Und den Gaesten schmeckte es – was will man mehr?! Naja, der Schweizer Kaese, der danach gereicht wurde, war ok, der abschliessende Kaiserschmarrn allerdings war wieder interessant. Aber insgesamt war es unheimlich lustig, wir hatten so viel Spass und auf einmal war es um 2 und die College-Wache kam zum zweiten Mal und schickte uns ins Bett.
Und nun muss ich sehen, wie ich das heutige Programm verkrafte.