Gestern hatten die Tochter und ich einen spannenden Termin: Hochzeitskleid kaufen in der Landeshauptstadt. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut und war total gespannt, denn sowas macht man ja nicht alle Tage.
Es ging auch sehr nett los – es gab einen großen Empfangstresen, wo wir unsere Beraterin zugewiesen bekamen. Die Maße und Konfektionsgröße des Kindes hatten wir auch schon vorab übermitteln müssen. Wir waren vorbereitet und hatten von der Webseite des Hauses 5 favorisierte Kleider als Beispiele ausgedruckt, um den Auswahlprozess zu beschleunigen. Die Tochter zuckte das erste mal zusammen, als die Verkäuferin sie anguckte und sehr sicher Größe 38 identifizierte (das Kind trägt eine 34, eher in Richtung 32 als 36). Dann wurden wir zwischen riesigen Ständern mit Kleidern in Plastiktüten dirigiert und bekamen Kleider gezeigt. Ach, die Budgetfrage stand noch im Raum. Wir machten deutlich, dass „Gefallen“ das wichtigste Kriterium sei und Budget erst mal zweitrangig wäre. Wir wühlten uns also durch die Kleiderständer. Die Kleider waren so eng gepackt, dass man sie kaum erkennen konnte. War aber eigentlich auch nicht so wichtig, weil irgendwie nichts für unseren Geschmack dabei war. Ich hätte erwartet, dass die Verkäuferin nach dem 300. Aufschrei unsererseits, dass dieses Kleid nun absolut nicht ginge, mal irgendwann den Hauch einer Ahnung bekäme von dem, was die Tochter wollte: schlicht, ohne riesige Tüllberge, minimalistische Perlenapplikation, idealerweise in Richtung Satin…. Irgendwann hatten wir alles in Größe 36 gesehen, was es gab – Größe 34 würde ihr nicht passen und wurde uns deshalb nicht gezeigt…. Dann baten wir noch um „Festkleidung“, also ein Kleid in bunt. Das ging ähnlich aus. Inzwischen hatte die Braut Durst und sah einen Wasserspender (wie sie auch in Drogerien stehen) und nahm sich einen Plastikbecher mit Wasser.
Naja, 5 Kleider hatten wir dann in der Auswahl. Das erste in bunt (ein ganz schlichtes fließendes Kleid in einem tollen grün-blau-changierenden Material) war definitiv einfach zu groß. Es passte nicht, es war ihr einfach nur zu groß. Ich fragte nach dem Kleid in Gr. 34 – die Antwort war, dass kein Kleid jemals passen würde und man das schon von der tollen Schneiderin anpassen lassen könnte. Nun hatte auch die Brautmutter Durst. Nahm sich den Plastikbecher der Braut und bahnte ich den Weg durch eine andere Gesellschaft von Anprobierern, um einen Wasserspender zu erreichen. Es war mir strikt untersagt, Fotos zu machen, die Hersteller würden das nicht wollen.
Die klassischen weißen Brautkleider waren bis auf 2 sofort verworfen. Tochters Favorit war die Aussage beim Kleid für 1250€, dass da die Schneiderin gerne die komplette Schleppe abtrennen könne (ca. 3/4 des Stoffes des Kleides!), für ca. 300€ Änderungskosten. Naja, wir hatten dann zwei Kleider in engerer Wahl. Das eine sortierte die Tochter aus, weil es ihr dann zum Laufen irgendwie zu unbequem war. Das andere ging nicht zu. Es war in Größe 34 (offenbar versehentlich in die 36er Abteilung gerutscht). Ich bat darum, dass sie doch das noch mal versuchen würde mit dem Schließen… und siehe da, ohne Gewalteinwirkung ließ sich der Reißverschluss dann doch schließen. Man hatte die Tochter in ein Mieder gezwängt mit der Begründung, dass keine Frau eine Figur hätte, die perfekt wäre „man wolle ja schließlich gut aussehen zur Hochzeit“. Ich bat die Tochter dann, das Kleid doch mal ohne Mieder zu probieren (und ohne Reifrock) – wundersamer Weise sah es besser aus als mit, weil sich die Stäbe vom Mieder nicht mehr beim Kleid abzeichneten. Das Kleid (Modell „Iceflower“) passte in Größe 34 absolut perfekt, natürlich bis auf die Länge. Die Verkäuferin war inzwischen sichtlich übel gelaunt, weil ihr offenbar den Zusatzumsatz für Mieder und Reifrock verloren ging. Wir fragten nach einer Bolero, oder einer Stola…. da wurde uns nur ein merkwürdiger Lappen gezeigt, der uns nicht gefiel. Lustigerweise war dieses Kleid sogar das billigste von allen, die wir ausgewählt hatten (395€ zzgl. ca. 80€ Änderungen).
Wir waren unentschlossen und baten darum, das Kleid bis zum Nachmittag zurück zu legen, wir würden nachdenken, ob nun weiß die Farbe der Braut sein würde oder nicht. Das wurde emotionslos hingenommen, mit dem Verweis, dass die Fachkraft danna ber sehr beschäftigt wäre. Schließlich würden ihre Kunden aus der Schweiz und München anreisen. Wir verwiesen nur noch matt darauf, dass die Tochter auch aus Freiburg angereist sei und verließen den Laden ziemlich frustriert.
Wir brauchten dringend einen Kaffee und eine Pause. Bei einem kurzen Besuch im TkMaxx erwarben wir ein Kleid für die Brautmutter, das fürs Sommerfest der Firma perfekt geeignet ist. Dann gingen wir in ein ortsansässiges Fachgeschäft und wurden sehr zuvorkommend bedient aus einem sehr interessantem, abwechslungsreichem Sortiment. Die Verkäuferin war absolut nicht aufdringlich, sehr angenehm, aber dennoch eine echte Hilfe. Natürlich gab es Schuhe zum Probieren („Ein Kleid muss man mit Pumps sehen!“ beim Hochzeitsausstatter waren Schuhe verboten, nicht einmal für einen „finalen Blick“ erlaubt). Die Verkäuferin brachte schließlich ein Kleid angeschleppt, das gegen alle Maximen der Tochter verstieß und sagte dazu, sie möge es nur einmal ihr zu Liebe anziehen.
Genau, dieses Kleid ist jetzt das Hochzeitskleid geworden, dazu ein netter kleiner Bolero, das ganze für unter 250€ und es passt wie angegossen (Größe 34 natürlich). Und die Tochter hat gleich noch ein Kleid in der „Sale-Ecke“ gefunden – so ist die Kleiderfrage für die Goldene Hochzeit der Großeltern auch noch geklärt…. Dass es Wasser aus Gläsern und für die Tochter einen Prosecco gab, war nur noch ein i-Tüpfelchen auf das Einkaufserlebnis.
Die Gold-Braut habe ich diese Woche auch schon „eingekleidet“, da waren wir auch in einem Fachgeschäft in Erfurt und wurden auch überaus freundlich und kompetent bedient.
Wir haben das eigenwillige Einkaufserlebnis im Hochzeitsausstatter inzwischen verdaut, werden diesen nicht weiter empfehlen und freuen uns auf eine todschicke Braut beim großen Fest.
Am Abend haben wir noch die „Location“ besucht, von der wir auch sehr begeistert sind und heute schließlich waren wir zum Testessen beim Lieferanten des Mittagschmauses für den großen Tag.
Damit der Artikel nicht ganz bilderlos bleibt, zeige ich mal das letzte Hochzeitskleid, das ich anno 2009 kaufte – das war ein Spontankauf wegen Liebe auf den ersten Blick in einer kleinen Mall in den USA (außerdem passte es auch sofort wie angegossen).
War es also derselbe Laden, in welchem Mami und Sohn damals einen Anzug kauften? Dieser Einkauf war ja wohl ebenfalls legendär: wir gingen in den Laden, der Verkäufer musterte mich und brachte genau einen Anzug (‚Der Junge braucht einen italienischen Schnitt.‘). Und der passte so richtig gut. Da man ja nicht nach 10 min einen Anzug kaufen kann, gingen wir in andere Läden und waren bitterlich enttäuscht.. 🙂
Und kein Wunder, dass man euch nicht telefonisch erreichen kann… Essen testen. so was. 🙂
Oh, das hört sich fast haargenau wie meine Brautkleid-Kauf-Story letztes Jahr an.
Erst Frustration und dann der absolute Traum für weniger Geld als gedacht.
Vielleicht gehört das jetzt dazu? 😉
Wünsche auf jeden Fall ein berauschendes Fest!
Liebe Grüße
Annie
Mir ging es damals bei der Brautkleidsuche in Berlin genauso. Bei den großen Ausstattern wurde ich sehr herablassend und arrogant behandelt. Zum Glück habe ich dann einen netten kleinen Laden gefunden, der nicht nur wirklich hübsche Kleider hatte, sondern auch sehr freundliches und kompetentes Personal. Das Kleid wurde für mich maßgefertigt, sogar mit Sonderwünschen und war trotzdem viel billiger als die pompösen Rüschenmonster der Horrorläden.
Falls jemand gerade ein Brautkleid sucht, empfehle ich einen Besuch bei Felicita:
http://www.felicita.de
(Nein, ich bekomme da keine Provision, ich bin einfach nur glückliche Kundin.)
Liebe Grüße,
Henriette
Wieso plant dein Töchterlein zu heiraten? Muss man da nicht erst volljährig sein? Hö? Sie war doch gerade eben noch in Amiland auf der Highschool, das kann höchstens zwei, drei Monate her sein…
@Tina: …das ist recht genau 10 jahre her… 🙂