Eine schwierige Beziehung. Ich und die Strickzeitung.
Diese Woche hab ich die neue Verena angeschaut…. und nach dem ersten Angucken sozusagen gruselnd aus der Hand gelegt. Es bleibt insbesondere der Eindruck der letzten Seiten – die Kinderpullover. Man sind die doof und vor allem so schlecht gestrickt! Beim zweiten Angucken endet das Erlebnis etwas versöhnlicher, ich entdecke zumindest einen Pullover, den ich mit geändertem Halsausschnitt nachstricken würde. Aber insgesamt gefällt mir einfach die Präsentation der Modelle nicht. Oft ist mir auch nicht klar, warum es erforderlich ist, die Fotoshootings an exotischen Plätzen zu machen. Ordentliche Fotos, idealerweise mehr als eins pro Anleitung vor einem neutralen Hintergrund würden mir vollkommen reichen. Warum diese Verena-Ausgabe auf Gran Canaria geknipst werden musste, ist mir echt schleierhaft (gut, ich verstehe, dass das Fototeam auch mal raus will). Aber meistens sind die Hintergründe unscharf oder so unspezifisch, dass das meines Erachtens überall sein könnte. Und besonders merkwürdig finde ich die per Fotobearbeitung eingefügten comic-artigen bunten Vögelchen. Ja, ich bin nur eine Kundin und es gibt vielleicht welche, die mehr auf den idyllischen Hintergrund wert legen. Das Titelseiten-Model würde ich auch am liebsten sofort zur Magersuchts-Behandlung anmelden. Egal. Ist ja auch ganz einfach – ich kaufe mir die Zeitung einfach nicht 😉
Mit den Rowan-Magazinen geht es mir übrigens ähnlich. Ich will kein stylish aufgemachtes Magazin, ich will reine, schöne Strickanleitungen, bin sozusagen Strick-Purist.
Ich bin vielleicht auch einfach nur nicht mit genügend Vorstellungskraft gesegnet. Ich habe neulich eine wunderschöne Tunika entdeckt auf ravelry, diese hier:
Verblüfft stellte ich fest, dass das eine deutsche Anleitung ist aus dem Jahre 2011. Also habe ich den bekannten Auktionsmarktplatz benutzt und mir die Zeitung beschafft. In der gleichen Ausgabe habe ich in ravelry auch noch 2 interessante andere Pullover entdeckt.
Tja, bei diesem Modell hätte man erahnen können, wie gut es aussieht in anderer Farbe und ordentlicher gestrickt…. aber diese zotteligen Harre, die das Strickteil weitestgehend verdecken, die Hand vorm Schoß usw. machen das Erkennen des Strickteils irgendwie nicht einfacher. Und warum muss das irgendwo mi unscharfen Kakteen im Hintergrund fotografiert werden? Was bin ich froh, dass man auf ravelry unterschiedliche Ausführungen an echten Menschen sehen und vergleichen kann. Leider gibt es die Anleitung nur in Größe 38, aber falls ich mich entschließen sollte, das zu stricken, kriege ich das hin. Die gesamt Anleitung für diese Tunika ist übrigens ca. 8cm Text (inkl. Strickschrift) im Anleitungsteil, aber das ist ein weiteres sehr weites Feld…. der unterschiedliche Detaillierungsgrad bei deutschen oder amerikanischen Anleitungen.
Ja ich habe auch schon die eine oder andere deutsche Anleitung als Kaufanleitung auf englisch bei ravelry gesehen.
Ich gucke mir die Zeitschriften noch nicht mal mehr an.
Irgendwann habe ich für mich entdeckt:
ich habe mehr tolle Anleitungen gesammelt, als ich je stricken kann
ich brauche keine Anleitungen mehr – ich mache mir die jetzt auch selbst, denn die Strickerfahrung habe ich nun einfach
Außerdem gibt es kaum gescheite Anleitungen für kleine, dicke Frauen 🙂
Liebe Angela, Du sprichst mir aus der Seele. Ich finde, dass sich über die Jahre mit zunehmender Fotokunst die praktische Verwendbarkeit der Hefte sehr zum Nachteil verändert hat. Viele meiner alten Hefte aus den 80er und 90er Jahren sind geliebt, vom vielen Gebrauch total abgegriffen und werden bis heute immer wieder mal benutzt. In den letzten Jahren häufen sich aber bei mir Hefte, die noch wie neu aussehen: Immer wieder falle ich auf Strickzeitungen ‚rein, kaufe, blättre einmal durch und lege sie total enttäuscht weg. Schöne Bilder und (oft) nix dahinter. Seeehr vieles ist schlicht und ergreifend untragbar – aber über Geschmack lässt sich bekanntermaßen ja vortrefflich streiten. Häufig sieht man auf den Fotos vor lauter Gedöns das Strickteil nicht richtig und kann den Schnitt nur erahnen. Die Anleitungen sind auch nicht selten fehlerhaft, unvollständig, schlecht gegliedert und so kompliziert geschrieben, dass man einen Dolmetscher deutsch-deutsch braucht. Dann wieder wird bei außergewöhnlichen Teilen auf eine Schnittzeichnung verzichtet und man/frau muss einfach mit Gottvertrauen drauf los stricken und hoffen, dass der Groschen beim Versuch des Zusammenpuzzlens der Teile fällt. Was z.B. bei einem Strickhund aus 19 Teilen schon mal zur nackten Verzweiflung führen kann…. Usw. usw. usw.
So, das musste mal ‚raus – ich denke, Ihr habt ähnliche Erfahrungen 😉 Vermutlich werde ich als Süchtige trotzdem weiter kaufen und irgendwann von einem Berg nicht verwendeter Strickhefte verschüttet werden 😉
Was habe ich „früher“ die Sandras, Sabrinas, Dianas und wie sie alle hießen, geliebt! Überall gab es tolle Modelle, die die Entscheidung zum Nachstricken so verteufelt schwer gemacht haben. Was hat die Entwicklung gebracht? Magersüchtige Kleiderstangen mit fragwürdigen Fummeln dran, dazu untaugliche „Anleitungen“, das ganze zu irrsinnigen Preisen.
Irgendwo habe ich letzt gelesen, man solle sich vor Anleitungen hüten, wo bei der Modellabbildung Teile des Stücks vom Model mehr oder weniger kunstvoll aber immer absichtlich verborgen werden… Da ist auch was dran 😉
Nach vielen Enttäuschungen kaufe auch ich mir schon lange keine Strickzeitschriften mehr und sehe Ravelry als unerschöpfliche Quelle nachstrickenswerter Modelle. Und ein Fehlgriff ist da auch längst nicht so teuer wie ein ganzes Heft voller komischer Sachen….
Nee, dank Ravelry spart man sich hier doch eine Menge Ärger!
Mädels, danke, nun fühle ich mich doch nicht mehr so abartig allein mit meiner Meinung 😉
Ich gucke mich auch bei ravelry (und zunehmend pinterest) um und kaufe mir dann nur die Anleitungen, die ich wirklich gern nachstricken möchte.
Die aktuelle Verena war ein Frei-Exemplar
Liebe Angela,
mir geht es meist auch so, daher kaufe ich so gut wie keine Strickzeitschrifen 🙁 dabei würde ich so gerne. Ich bin daher auch ein Fan von Ravelry und Co, was eigentlich schade für den Zeitschriftenmarkt ist…
Lg Julia, thecookingknitter.com