Die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an Wim Thoelke und „Der große Preis“ – wenn es dunkel wurde im Studio und etwas gespenstisch „Risikoooo!“ ertönte… So hab ich mich gefühlt, als ich mich entschloss, die Idee, meine Yak-Weste zu färben, nun endlich in die Tat umzusetzen.
Aber der Reihe nach. Ich habe bei der Kickstarter – Initiative vor zwei (oder 3?) Jahren herrliches Yakgarn direkt aus der Mongolei erworben. Das Garn ist toll und ich habe es mit einer fantastischen Anleitung „Tailfeather“ zur Weste verarbeitet.
Theoretisch ein Libelingsstück…. wenn da nicht die Farbe wäre. Ich kann mich mit diesem Braunton einfach nicht arrangieren. Also habe ich die Weste viel zu selten getragen. Ich dachte so bei mir, dass Schwarzfärben ja funktionieren sollte. Aber ich hatte natürlich Angst vorm Verfilzen usw. Letzte Woche habe ich mich dann doch einmal dran gewagt und die Weste in ein Simplicol-Bad geworfen.
Tja, das Camouflage-Ergebnis dieser Färbung gefiel mir natürlich nicht. Ich war zu vorsichtig beim Färben, habe das Strickstück zu wenig bewegt während des Prozesses. Aber die Textur der Weste war nach dem Färben sogar noch schöner als vorher. Obwohl ich mir kaum vorstellen konnte, das das möglich wäre – die Weste war noch flauschiger und weicher geworden. Tja, aber so fleckig….?!
Also habe ich eine zweite Färbung vorgenommen. Dieses Mal mehr bewegt, mehr erhitzt…. Und das Ergebnis kann isch sehen lassen, ist aber noch nicht ideal.
In diesem Zustand werde ich sie aber tragen. Das ist jetzt halt wie ein changierendes Garn von einem Handfärber. Und falls es mich doch stört, dann werde ich irgendwann noch mal einen dritten Färbegang durchführen. Tja, wer wagt, gewinnt?!
Zum Thema „Risiko“ habe ich mir ja nun viele Gedanken gemacht in der letzten Zeit – hauptsächlich zum Thema „Rückfallrisiko“. Fakt ist, wenn man Krebs hatte, steht immer die Möglichkeit eines Rückfalls im Raum. Hier mal eine kleine Übersicht, um das Ganze etwas zu verdeutlichen (das hier angegebene Rückfallrisiko 20% wird anhand eines sehr komplexen Gentests berechnet).
Man kann nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten, daraus für sich etwas ableiten – im Prinzip bestimmt man damit für sich selbst das Risiko, das man gewillt ist zu tragen. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich in der letzten Zeit viele Geschichten gehört habe… von Leuten mit zwei Rückfällen trotz Chemotherapie, von Rückfällen nach 20 Jahren, von Menschen, die sich gegen jede Therapie entschieden haben…. Und sehr viel Klarheit hat mir ein Buch gebracht, das mir die liebe Michaela empfohlen hat: Risko von Herbert Gigerenzer. Das Buch strotzt von anschaulichen Beispielen, wie unvernünftig wir Menschen oft mit der Einschätzung von Risiken umgehen. Ein Beispiel aus dem Buch: Menschen haben Angst vor Hai-Attacken. Sie sollten jedoch vielmehr Angst haben vor der Autofahrt zum Strand – dabei ist das Risiko, durch einen Verkehrsunfall zu sterben, nämlich viel höher als dass einen der Hai erwischt. Tja, in diesem Sinne hoffe ich einfach, dass mir die tägliche Autofahrt zur Bestrahlung in den nächsten Wochen nicht zum Verhängnis wird und stattdessen die Strahlen ihre Pflicht erfüllen.
Ja, wir hoffen auch mit.
Deine Entscheidung sieht sehr vernünftig aus!
Ein bisschen Restrisiko bleibt immer. Bzw. wenn man kein Risiko will, dann sollte man nach der Geburt ganz schnell wieder in den Bauch, aus dem man kam, zurückkriechen. Oder erst gar nicht geboren werden.
Besser ist doch: Wer wagt, gewinnt! (wie sich am Beispiel der Weste gezeigt hat).
Möge dir auf dem Weg zur Bestrahlung nichts zustossen, und die Bestrahlung Wirkung zeigen.
Liebe Grüsse!
Max Frisch / Homo faber, sinngemäß: das statistische Risiko würde mich interessieren, wenn ich hundert Töchter hätte…. ich bin Ärztin und berate jeden Tag Mensch zu Risiken bzgl Erkrankungen und /oder/ versus Behandlungen. Vor dem Hintergrund solcher Statistik selbstverständlich – aber in die individuelle Entscheidung gehen noch viele andere Faktoren mit ein. Und bei aller Beratung und Expertenmeinung ist der betroffene Mensch dann doch allein mit seiner Entscheidung. Gut, dass du dich für eine Strategie entschieden hast, für Deinen Weg. Und die Gedanken von Gigerenzer helfen, aus dem Alarmmodus wieder heraus zu kommen – auch sehr wichtig fürs Gesundwerden! LG Christine
ja, da hast du Recht – mit der Entscheidung ist man letztlich allein. Aber zum Abwägen des Risikos können Ärzte (und Studien) helfen. Ich denke, das Wichtigste ist, zur eigenen Entscheidung zu stehen. Man muss sich damit wohl fühlen.
…ich schicke dir viele gute gesund werd wünsche und gebete…
fühl dich gedrückt
annette