Neulich hat mir Katrin Schubert, die Autorin des Büchleins „Brioche stricken“ ein Belegexemplar davon geschickt. Ich mag zweifarbiges Patent sehr…. schon vor über 30 Jahren, als es noch Patent hieß. Ich habe damals dem entzückenden Töchterlein eine Strickjacke in dunkelblau-rosa gestrickt und weiß heute absolut nicht mehr, wie ich diese perfekt sitzende Kapuze hinbekommen habe.
Natürlich existiert kein Foto von der vollständigen Jacke und ich weiß z.B. auch gar nicht mehr, welche Knöpfe ich daran hatte zum Verschließen. Ich weiß nur noch, dass die Jacke toll war und ich sie dem Mädel gern angezogen habe. Gestrickt habe ich sie natürlich einfach so…. das war ja in Zeiten von ravelry, wo es einfach gar nicht so viele Anleitungen gab.
Aber ich schweife ab.
Natürlich wollte ich gleich etwas stricken aus dem Büchlein – eine Mütze in grau-rosa. Die Garnkombi ist Biola – das Bio-Garn von Austermann aus Schaf- und Alpaka-Wolle und dazu ein graues Knäuel Fair Alpaka.
Bei den ersten Reihen erschreckte es mich gleich wieder, wie langsam es mit Patent vorwärts geht…. Aber zweifarbiges patent sieht einfach toll aus. Und dann ging die Sache mit dem Muster los.
Sehr ihr es? Es sieht einfach grottig aus. Ungleichmäßig, bumbelig, und ein Fehler hatte sich auch noch eingeschlichen. Bei Patent kann man aber wirklich schlecht Fehler korrigieren. In den ersten Reihen lernte ich zumindest, wie der Rundenübergang mit dem Farbwechsel sauber zu machen geht… aber die Musterung…. also habe ich die Nadel gezogen und getrennt und dann mit einer sehr dünnen Nadel den unteren gerade gestrickten Teil wieder aufgefasst.
Zweiter Versuch. Der sah zwar besser aus, aber immer noch nicht gut. Ich vermute nun, dass ich einfach eine etwas dünnere Nadel hätte wählen müssen. Zumindest hatte ich keinen Fehler mehr im Gestrick…. Aber ich habe wieder getrennt. Und die Maschen wieder aufgefasst. Ich werde eine simple Mütze im zweifarbigen Patent daraus machen…. und mit einem anderen Garn einen neuen Versuch mit der Musterung versuchen.
Was hat das Ganze nun mit der Überschrift zu tun?
Man liest ja immer wieder viele Artikel darüber, wie sehr uns die perfekten Welten in Frauenzeitschriften oder sozialen Medien korrumpieren. Und hierbei ist es mir so richtig aufgefallen… Ich mag Instagram ja sehr. Aber viele „Influencer“ haben derartig perfekte Fotos…. auch von ihren Stricksachen… das kann einen ja schon ziemlich demütigen. Ich bin nur manchmal (wirklich nicht oft) neidisch auf diese perfekt gestylten Bilder – ich ahne, wie viel Zeit darin steckt, um zu fotografieren und zu photoshoppen. Das ist es mir einfach nicht wert, so viel Zeit darein zu investieren. Meine Fotos sind oft weit davon entfernt, perfekt zu sein, mir macht es dennoch Spaß, auf diese Weise festzuhalten, was ich so produziere.
Und es ist ja auch irgendwie wichtig, durchaus bewusst zu sein, dass man nicht alles auf Anhieb perfekt kann und dass man üben muss und Anstrengung investieren, um etwas zu erlernen. Ganz zu schweigen davon, um in irgendetwas wirklich richtig gut zu können. In unserer Gesellschaft ist das glaube ich nur im Leistungssport akzeptiert – da versteht jeder, dass man viel trainieren muss, um Weltmeister werden zu können. Aber alle anderen Sachen – Mathematik, Kochen, Handarbeitstechniken, Musikinstrumente spielen – sind auch mit Lernen und Üben verbunden. Und natürlich mit Fehlschlägen. Auf Instagram gibt es ja auch Hashtags für „mehr Realität auf Instagram“ oder „ohne Filter“.
Egal, ich überlege jetzt erst mal, mit welchem Garn ich einen neuen Versuch starte, eine schöne Mütze aus dem Büchlein zu stricken.
Aber nur mal so, am Rande…. ich habe auch schon mal eine Anleitung im zweifarbigen Patent veröffentlicht… klickst du hier. Der Blogbeitrag dazu ist hier.
Einfach entzückend (sowohl Jacke als auch Tochter). Ich versteh allerdings nicht, warum Patent in Brioche umbenannt wurde – wahrscheinlich um die jüngere Generation anzusprechen, die wohl eher den englischen Begriff kennt. Mich verwirrt der nur – ich denke bei Brioche als allererstes an das französische Hefegebäck. Hmmm. Sollte ich mal wieder backen.
Und was die Perfektion angeht – bei mir auf Insta wird auch nix geschönt, Zeit und Nerven zum Foto bearbeiten haben ich nicht. Und Töchterchen bekommt immer wieder von mir zu hören: „Üben, üben! Ohne Übung wird man nicht besser“.
LG
Connie
Ich bin da ganz bei dir, was den Perfektionismus angeht, im Gegensatz zu den „Schnorrern“ äh Influencer wollen wir von unseren Bilder nicht leben, sondern Spass haben und das mit anderen teilen……..
LG aus Florida
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele…,
hab‘ vielen Dank ! LG C. V.