Brot besteht aus Mehl, Wasser und Salz…. aber es ist echt schwer, ein leckeres Brot zu backen. Ich habe viele Jahre gebraucht, um ein lockeres, aber knuspriges Brot hinzukriegen. Der Durchbruch kam für mich mit den „no knead“ Broten. Da lernte ich, dass Zeit eine absolut wichtige Zutat ist beim Brotbacken. Und da fangen die Probleme an… Brotbacken erfordert Planung und Geduld. Mit einem vollgestopften Terminkalender eines Büroarbeiters ist das kaum zu bewerkstelligen, zu den richtigen Zeiten den Teig zu dehen und zu falten oder aber noch weitere Zutaten hineinzukneten. Inzwischen bekomme ich sogar wirkliches Sauerteigbrot hin ohne weitere Zusatzstoffe (auch keine Hefe).
Bei den echten Brotbackenthusiasten sind die Rezepte extrem ausgefeilt und es gibt akribische Temperatur- und Zeitangaben für die Teigbereitung. Da frage ich mich ja schon, wie man das früher gemacht hat… und dann kommt ja noch das Problem des Backens im Holzbackofen. Im Elektrobackofen hat man ja die Steuerung der Temperaturen ziemlich gut im Griff. Wir haben nun seit 5 Jahren einen Holzbackofen und sehen uns immer noch als blutige Anfänger. Vor 2 Wochen haben wir neues Holz bekommen, das hat einen deutlich geringeren Brennwert als das letzte Holz und nun verhält sich der Ofen schon wieder völlig anders. Gestern war Backtag angesagt und es war vermutlich etwas zu kalt im Ofen. Die Brote sehen auf jeden Fall bei uns nie so toll aus wie in den Blogs der ambitionierten Bäcker. Das hat wohl auch was mit dem Wasserdampfgehalt im Ofen während des Backens zu tun. Pizza und Flammkuchen sind ziemlich einfach zu backen, und auch Weißbrot kriegen wir sicher hin mit leckerer Kruste und lockerer Krume. Aber für das perfekt gebackene Sauerteigbrot fehlt uns einfach noch Erfahrung oder Wissen (vermutlich beides).
Tja, und da sind wir wieder bei der Hybris des heutigen Menschen…. ich finde ja, dass wir viel sehr elementares Wissen verloren haben, das unsere Vorfahren ohne Computer und Internet noch hatten. Die Backfrauen früherer Zeiten konten ja vermutlich nicht mal schreiben – ihr Wissen wurde nur durch Erzählung und Tun weitergegeben. Schon allein der Luxus, den wir heute mit unterschiedlichen Mehltypen haben, macht es ja einfacher, reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Ich ziehe jedenfalls meinen Hut vor der guten alten Backtradition und vor jedem, der gutes Brot ohne Zusatzstoffe backen kann.
Unser Brot war gestern wegen des etwas zu kalten Ofens optisch mal wieder nix zum Angeben, aber es hat sooo gut geschmeckt. Dazu nur Kräuterbutter, Tomatenbutter, etwas Käse und Olivenöl aus 4 Ländern – ein Hochgenuss!
Ich glaube, dass vor 300 Jahren die Luftigkeit und Aesthetik des Brots eher zweitrangig waren.