Zum Geburstag bekam ich das Buch „Der Sommer der Wildschweine“ von einer Freundin, die meinte, dass ein Buch, in dem es um Mathematik und Stricken ginge ja wohl ein Muss für mich sei.
Wie recht sie hat.
Ich hab das schmale Büchlein gestern auf einer langen Zugfahrt verschlungen und bin sehr angetan.
Man kennt ja diese amerikanischen Strickromane oder auch -krimis… da ist es immer ein kuschelig-gemütlicher Laden, mindestens eine Katze kommt vor und ein böser Immobilienhai will den gerade verwirklichten Traum einer Frau, die sich grade emanzipiert hat mit dem eigenen laden, wieder zerstören. Oder auf der nahegelegenen Alpaka-Weide liegt ein Toter und die Damen des Strick-Clubs klären den Mord auf… ihr wisst was ich meine. Das sind alles sehr nette Bücher, ich habe viele davon gelesen, aber sie sind alle irgendwie von der Stimmungslage her ähnlich.
Und dann „der Sommer der Wildschweine“ von Birigt Vanderbeke. Es geht am Anfang los mit einem voran gestellten Zitat von Elizabeth Zimmermann. Und dann ist man plötzlich drin in einer turbulenten Familiengeschichte, wo es um Stricken, Mathematik, Fracking, moderne Medien, Hasubesetzer in Frankfurt (80er Jahre), Erwachsenwerden der Kinder, Öko-Aktionismus, PETA, Mulesing, wunderbare Angorawolle und noch ungefähr 157 andere Themen geht. Ravelry kommt oft drin vor… Quiviut – Garn… einfach alles. Aber man sollte auch etwas an der Problematik der modernen Medien und der Weltwirtschaftskrise etc. interessiert sein. Also heimelig kakaotrinkende Strickzirkel findet man nicht. Aber Betrachtungen zur weltweiten Strickszene.
Also eigentlich MUSS die Autorin zwingend stricken und einen ravlery-Account haben, sie schreibt das mit sehr viel Hintergrundwissen, wie ich finde. Ich bin aber auf meiner Suche noch nicht fündig geworden.
Eine deutlich ausführlichere Rezension findet sich hier.
Das klingt doch ganz nach einem Buch fuer mich! Die amerikanischen Strickromane mit Katze (und Hund) habe ich auch zum Teil gelesen, aber dann irgendwann damit aufgehoert.
Liebe Angela,
Vanderbekes Roman ist ja wirklich ein ziemlich vielmaschiges bzw. themenvielfältiges Buch, das wunderbar aktuell ist und das Leben einer ganz normal chaotischen Familie mit vielen latent finanzschwachen Selbstständigen zeigt. Als ich mit dem Lesen begonnen habe, wusste ich gar nicht, was mich da alles zum Thema Stricken erwartet. Dann habe ich mal nach Elisabeth Zimmermanns Baby-Pulli gegooglet – und es gab ihn sogar. Was mir mit Blick auf das Striken so gut gefällt, ist, dass es aus dieser prusselig-alternativen, alten und verstaubten Szene herausgeholt und durch die Tochter, ravelry und die fantastische Software im Medienzeitalter angekommen ist. Also wie Du schreibst: ein MUSS für alle digitalen Strickerinnen! – Und vielen Dank fürs Verlinken!
Viele Grüße, Claudia