Nun will ich mal versuchen, noch einige der kniffligen Fragen von gestern darzustellen.
Es ging damit los, dass wir unser Herkunftsland verkoerpern solten in einer Diskussion des EU-Parlamentes ueber ein Gesetz zur Gentechnik. Was soll erlaubt sein? Soll ueberhaupt etwas erlaubt sein? Es waren wieder eingie Faelle gegeben, die das Parlament zu entscheiden hatte. Fuer mich war sehr interessant zu erfahren, dass es zwei grundsaetzliche Formen der Genmanipulation gibt: eine Version veraendert wirklich nur das eigene Erbgut und wird nicht an die potentiellen Nachkommen vererbt, die andere Form wird vererbt. In der Dikussion machte es fuer viele das Hauptproblem der Gentechnik aus, dass man in den Evolutionsprozess eingreift. Der Vortragende gab zu bedenken, dass der Mensch das seit Jahrtausenden bereits tut: durch die Zuechtung von Haustieren und Getreide beispielsweise. Er vertritt uebrigens die Meinung, dass genmanipulierte Lebensmittel keinerlei Gesundheitsrisiken bergen (also nicht mehr als andere Lebensmittel auch). Genveraenderungen finden unablaessig statt, spontan bei der Zellerneuerung. Wir fidnen das Wort „Mutant“ ja irgendwie schlimm, aber 90% aller Mutationen sind neutral, haben also quasi keine Auswirkung auf den Organismus.
Sehr schwierig fand ich folgendes Problem: Als Arbeitgeber hat man eine Stelle zu vergeben, wo mit irgendwelchem Asbestgelumpe hantiert werden muss. Durch einen einfachen Bluttest koennte man zwei bestimmte Gene ueberpruefen, bei deren Vorhandensein sich das Risiko einer Erkrankung drastisch erhoeht. Soll man den Test machen? Macht man ihn, diskriminiert man damit nicht den Bewerber oder dient das dem Schutz des Bewerbers? Wenn man dann schon einmal dabei ist, Blut zu untersuchen, warum guckt man dann nicht gleich noch nach anderen Gesundheitsrisiken. Wenn man dann entdeckt, dass der Mensch zu Alzheimer neigt, das meist mit ca. 55 Jahren ausbricht und er jetzt 51 ist, dann kann man sich das ja noch mal ueberlegen, ob man ihn wirklich einstellen will…. Man sieht, worauf das hinauslaeuft. Andererseits gab der Meister zu bedenken: die beruehmten ersten 5 Sekunden, in denen man sich ein Bild vom Menschen verschafft, beruehren auch vollkommen die genetischen Anlgen des Menschen: Groesse, angewachsene Ohrlaeppchen, Augenfarbe… Ich finde das extrem schweirig. Wo zieht man die Grenze? Viele Arbeitgeber verlangen heute schon Gesundheitsinformationen bei der Einstellung, in manchen Bereichen ist ja sogar ein Zeugnis Pflicht. Was macht man mit der Information, dass ein Mitarbeiter Aids hat? Die Alzheimer-Geschichte hat wie die mit dem Asbest einen sehr realen Hintergrund. In Amerika gibt es eine Gruppe von wolgadeutschstaemmigen Menschen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit an Alzheimer erkranken. Es wurde rasch reagiert und per Gesetz festgelegt, dass ein derartiger Test den Bewerber nicht benachteiligen darf. Allerdings halte ich so ein Gesetz nur fuer bedingt wirksam. Mich hat das an die Zeit nach der Wende in Ostdeutschland erinnert, wo viele Frauen in den Einstellungsgespraechen eine Bescheinigung ueber eine durchgefuehrte Sterilisaiton vorlegen sollten. Ich kenne eine Frau (damals Ende 20), die nur aus diesem Grund, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhoehen, sich hat sterilisieren lassen. Und ich rede hier definitiv vom Jahr 1991 (nicht 1891)! Sie war damals in einem der Umschulungskurse, wo ich unterrichtete und sie erzaehlte, dass, nach dem man ihr die Frage 3 oder 4 mal gestellt hatte und sie (angeblich!) aus diesem Grund den Job nicht bekam, sie sich eben fuer die Sterilisation entschieden hat.
Hinter der Asbestgeschichte stecken wohl konkret Klagen in UK, wo erkrankte Leute den ehemaligen Arbeitgeber verklagen, er haette sie warnen muessen etc. Wenn das in der Konsequenz aber bedeutet, dass ich als Arbeitgeber meine Bewerber komplett durchchecken lassen soll – dann muss man der Ehrichkeit halber sagen, dass man im Bewerbungsgespraech doch definitiv befangen ist. Wenn ich weiss, dass der mir gegenueber Sitzende vermutlich Krebs kriegt, dann rechne ich mir doch die Fehlzeiten aus und nehme leiber den mit dem besseren Bluttest, auch wenn der vielleicht fachlich ncht ganz so gut geeignet ist, oder?
Schwieriges Feld jedenfalls.