Mein erster Tag am Strand seit mehr als vier Jahren – wenn ich mich richtig erinnere.
Nachdem die letzten Tage der vergangenen Woche verregnet und kalt waren, war für heute herrliches Strandwetter angesagt. Also machten wir – Hoda, Aliya, Estelle, Michael, Janine und ich – uns auf den Weg zum Brighton Beach (im äußersten Süden von Melbourne). Um dorthin zu kommen, nahmen wir die S-Bahn, was ein neues Erlebnis darstellte. Außerdem lernte ich etwas Neues über den öffentlichen Nahverkehr: an Sonntagen kann man für $3 den ganzen Tag hin- und herfahren. Das ist wirklich super und für Melbournes Verhältnisse quasi kostenlos.
Estelle wollte ein paar französische Freunde treffen, doch es haperte etwas an der Pünktlichkeit, so dass wir zunächst allein am Strand waren und einfach dem angenehmen Plätschern der Wellen zuhörten. Der Strand an sich war nicht wirklich beeindruckend – Ostseestrände sind schöner, aber ich war einfach froh, mit netten Leuten dort zu sein.
Ich kann nicht oft genug betonen, wie froh ich bin, dass wir als WG so super miteinander auskommen. Natürlich gibt es ab und an intensive Diskussionen – beispielsweise über Israel und Palästina sowie den Konflikt mit dem Iran. Das liegt daran, dass Arian (er zog vor Kurzem aus, aber lässt sich oft bei uns blicken) und Hoda iranischer Abstammung sind und das natürlich extrem interessant ist. Wir als Westeuropäer kennen (oftmals) nur die eine Seite und es ist sehr schwer, einen Eindruck zu erhalten, was die jungen Iraner denken. Ich finde diese Diskussionen unglaublich interessant und den anderen geht es, denke ich, ähnlich. Die WG hier ist einfach ein melting pot, wie man ihn sich vorstellt: stecke diverse Individuen verschiedener Kulturen zusammen, die alle ein gewisses Grundmaß an Toleranz, Offenheit und gegenseitigem Respekt einbringen und erlebe, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner einzelnen Komponenten. Es vergeht wirklich kaum ein Tag, an dem man nicht irgendetwas Neues lernt (z.B.: Aliya beschwerte sich letztens, dass sie ihren indischen Diener vermisse, der für sie einkaufen geht und sie von A nach B chauffiert. Das klingt für einen Deutschen natürlich extrem, aber dann erklärte mir Aliya, dass es eben durchaus normal sei, dass man in Indien diverse Bedienstete hat und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Ich musste dabei an den Leitspruch meines USA-Jahres denken und bemerkte einmal mehr dessen universelle Gültigkeit: It’s not right. It’s not wrong. It’s just different.)
Ins Wasser trauten wir uns noch nicht, weil es eben doch erst Frühling ist. Wir saßen stattdessen zusammen und erzählten und erzählten. Irgendwann beschlossen wir, dass es definitiv Zeit für ein Eis sei und dann machten wir uns auch langsam in Richtung WG.
Wie es die Tradition so will, hatten wir auch heute wieder unser family dinner.
Na, das sieht echt gut aus! Wenn man bedenkt, dass bei uns so langsam das Schmuddelwetter Einzug hält… Aber irgendwie ist das auch schön. Die kalte Luft ist dieser Tage so erfrischend. Ja, und die Sache mit den Dienern. Immerhin kann man es auch so betrachten – Leute stellen Leute ein und dadurch haben diese dann wenigstens auch ein Einkommen. Ich finde auch, dass der Gedanke an eine Haushaltshilfe sehr viel Charme hat. Aber meine Einkäufe mache ich lieber selbst…
Grad ist ein Wochenende des Ausnahmezustands in Weimar vorbei – der Zwiebelmarkt. Ich muss sagen, ich mag ihn immer weniger. Dieses Mal sind wir nur außen rum und nur kurz eingetaucht, um etwas zu Essen zu holen und dann wieder schnell raus. Die Massen sind einfach nur Wahnsinn!
So, genieße weiter Deine nette Gesellschaft! Sei gedrückt! H