Nachdem mein letzter Beitrag vom Update verschluckt wurde, muss ich jetzt ganz rasch einen neuen über den Heimweh-Artikel setzen 🙂 Also: mir geht’s gut! Das Wetter ist endlich sommerlich – morgens fahr ich mit Sonnenbrille und T-Shirt auf Arbeit, das hat schon was. Vorbei an gerade noch blühenden Magnolienbäumen und anderen weiß- und rosa-strahlenden Bäumen. Außerdem kommt mich ja nun Daniel ganz überraschend besuchen – juchu! 🙂
Letzte Woche gab’s mal wieder Kultur – im 1855 gegründeten ADC Theatre, in dem schon John Cleese sich seine ersten Sporen verdiente, sah ich die Aufführung der Abschlussklasse der Central School of Ballet (London). Ein tolles Schauspiel, wirklich beeindruckend! Besonders nett war, dass der Männeranteil in der Company höher war als bei mir im Studiengang…
Am Sonntag war ich mal wieder zum Evensong, die jetzt, wo die Studienzeit wieder begonnen hat, auch wieder regelmäßig stattfinden. Dieses Mal gingen wir allerdings in die Kapelle vom St. John’s College (Auszug aus wikipedia: The College’s alumni include nine Nobel Prize winners, six Prime Ministers, three Archbishops, at least two princes and one Saint). Hier ein Bild, dass wir bei unserem illegalen Spaziergang kurz vor Betreten der Kapelle undercover anfertigten (auf dem Weg zur Seufzerbrücke):
Na, jedenfalls, der Evensong war toll! Ich dachte ja, den Evensong im King’s College könnte man nicht mehr toppen, aber das war wirklich noch mal eine Stufe berührender. Meine Güte. Was für Stimmen! Man hatte eigentlich ununterbrochen Gänsehaut – ob jetzt grad ein Knirps seine Sporan-Arien-Solo-Stelle sang oder ein junger Erwachsener den Basspart gab – die Musikalität war in jedem Fall beeindruckend, ich habe noch nie Kirchenmusik mit so viel Hingabe dargeboten bekommen. Und das von Jüngelchen, denen man ja eher ganz andere Musikrichtungen zutrauen würde. Faszinierend war auch wieder der Einmarsch des Chors, denn anders als bei uns in den Kirchen, sitzt man hier meistens mit dem Gesicht zum Seitenschiff, d.h., man schaut nicht direkt auf den Altar, sondern sitzt eben zu beiden Seiten des Hauptgangs und schaut den anderen Kirchenbesuchern ins Gesicht. Also, jedenfalls beim Einmarsch war es in diesem College anscheinend üblich, dass ein schwarzbekutteter Bilderbuchpater (hat mich ein wenig an den Mönch in Kevin Costner’s Robin Hood erinnert) vor dem Pfarrer und dem Dean und dem Chor voranschritt. Das Wichtige dabei schien ein merkwürdiger Stab zu sein, an dessen Ende ein silberner Adler angebracht war und der auf irgendeine bestimmte Art und Weise herumgefuchtelt wurde. Anfangs dachte ich, dass gleich eine Kampfsportdarbietung feilgeboten würde, aber dann verbeugte sich der Pater vor dem Altar, hielt den Stab über’m Kopf und drückte sich dann fix in eine Ecke, aus der er erst am Ende wieder hervorkam. Dafür gab’s aber dieses Mal keinen Weihrauch – Gottseidank, im wahrsten Sinne des Wortes 😉