So, ich sollte mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben! Letztes Wochenende war ja Ostern, auch auf der Insel. Pünktlich zum Karfreitag hatte sich auch die Sonne verabschiedet, dafür kam eine sehr gute Freundin aus Würzburg mich besuchen, die gerade ihr Praktikum in Edinburgh ableistet. Ich hatte ihr Sonne & Wärme als Abwechslung zur nordischen Herbheit Edinburghs versprochen – nun, das konnte ich leider nicht halten. Der für Sight-Seeing vorgesehene Freitag wurde daher zum Shopping Day auserkoren, denn so klein das Stadtzentrum auch ist, es ist wirklich ein Shopping-Paradies! Wir hatten viel Spaß, gaben dafür relativ wenig Geld aus und blieben ziemlich trocken. Abends hatten wir dann einen netten Mädelsabend mit einer weiteren Kommilitonin. Zu dritt im winzigen englischen Zimmerchen, der Laptop zum DVD-Schauen auf nem Stuhl, dazu Dosen-Cider (englischer Apfelwein) und Tiefkühlpizza – ganz klassisch, wenn auch nicht 100%ig karfreitagsgerecht, fürchte ich.
Für den Samstag waren wir aber absolut entschlossen, wenigstens ein bisschen das Touri-Programm durchzuziehen, trotz Regen und Sturm. Tatsächlich waren die College-Gärten herrlich leer, nur leider auch nicht besonders fotogen, weil’s viel zu grau war. Trotzdem war’s herrlich, die ganze Blumenpracht zu sehen, umringt von den alten Gemäuern. Das faszinierende ist ja, dass man ständig an den Fassaden entlang läuft, aber wenn man dann wirklich mal in so ein College hineingeht, stellt man erstmal fest, was für riesige Anlagen das zum Teil sind, denn fast jedes College hat seinen eigenen Park, der von der straßenbevölkernden Öffentlichkeit abgeschirmt ist. So wie hier der „Garten“ vom Peterhouse College:
oder die Rasenfläche vom Pembroke-College, wo wir bei schönem Wetter unser Mittagessen abhalten:
Einer der erhebendsten Augenblicke für mich persönlich war, als ich uns mit meiner Uni-Karte ins berühmte King’s College einschleuste – an allen Touris vorbei und ohne etwas zu bezahlen. Ich zückte einfach meine Karte, die Kassiererin sieht meine Freundin, fragt: „Oh, lovely, you brought a visitor?“ Ich antworte, „Yes, indeed“ und prompt wurden uns zwei Info-Blätter und der freie Eintritt herübergereicht. Hach ja. Friedi goes VIP. 😉 Wir hatten auch tatsächlich einen super Zeitpunkt zum Besuch der Kapelle gewählt, denn es fand gerade die Generalprobe zum abends aufgeführten Haydn Konzert statt – da saßen wir also eine Weile und hörten den grandiosen Musikern in dieser beeindruckenden Kapelle zu. Danach hatte ich so einen Höhenflug, dass ich beschloss, die großen „PRIVATE“-Schilder für das King’s College zu ignorieren, weil ich meiner Freundin unbedingt den Speisesaal zeigen wollte, der dem normalen Touri nicht zugänglich ist. Wir wurden sehr freundlich gegrüßt als wir wie selbstverständlich durch die heiligen Hallen spazierten 😉
Abends gab es dann einen Mini-Pub-Crawl, also eine lose Abfolge von Pubs, in denen wir jeweils ein Ale tranken, danach ging’s auf nach Ely zu einem Couchsurfer, bei dem wir netterweise die Nacht verbringen durften, denn am Ostersonntag wollte ich gern mit Katrin dem Gottesdienst in dieser riesigen Kathedrale beiwohnen. Der Gottesdienst ging fast 2 Stunden, gefühlt waren es eher 4. Am schlimmsten waren die Unmengen von Weihrauch. Meine Güte. WIE VIEL Weihrauch muss das gewesen sein, denn die Kathedrale ist mindestens so groß wie der Erfurter Dom, eher länger, und am Ende war sie völlig zugeräuchert. Ich war ja froh, dass es anscheinend in Ordnung ist, sich mit dem Programmheft Luft zuzufächeln, man muss es also nicht toll finden ohne ein Sakrileg zu begehen. Trotzdem war es schon etwas besonderes, und ich bin froh, dass wir es gemacht haben.
Am Montag musste Katrin dann leider schon wieder zurück nach Schottland – das Wetter blieb aber noch die ganze Woche mies. Zum Abschluss wollt ich nur noch mal allen danken, die an mich gedacht haben, sei es durch ein Telefonat, eine Karte oder gar ein Päckchen! Ich hoffe, ihr konntet das herrliche Wetter in Deutschland genießen und habt mich ein bisschen vermisst – am Montag hatte ich nach Katrins Abreise nämlich durchaus einen kleinen Anflug von Heimweh. Schließlich hatte ich Ostern bisher immer mit ganz viel Familientrubel verbracht! Also, ich freu mich auf nächstes Jahr – dann wieder mit Schnee & Familie in Deutschland!