Dieser Artikel gibt Nachdenkestoff, finde ich. Es geht um sog. "Spätabtreibungen" von behinderten Föten.
Ein beschriebener Fall ist unglaublich: ein abgetriebener Fötus mit Down-Syndrown überlebte die Abtreibung und wurde von anderen Eltern adoptiert. Meine Hochachtung!
Ich bin sehr, sehr dankbar, dass mir in meinem Leben solche schweren (wirklich schwere!) Entscheidungen erspart geblieben sind. Und ich glaube auch, dass man einen solchen Sachverhalt nur sehr, sehr schwer in Gesetze packen kann.
Ãœber das Oldenburger Baby Tim ist ja viel berichtet worden und ich habe einmal eine Dokumentation gesehen, die mich heute noch fix und fertig macht.
Sicher kein populärer Standpunkt, aber in meinen Augen war das wirkliche Opfer in der Geschichte die Mutter von Tim. Wenn ich das richtig verstanden habe, fühlte sie sich wegen ihres Gesundheitszustandes und ihrer Depressionen einem behinderten Kind nicht gewachsen und ließ sich auf eine Spätabtreibung ein.
Wie bekannt, überlebte das Kind seine eigene Abtreibung und die Mutter wurde nun als das Monster in die Medien gezerrt, dass dieses arme Kind hatte umbringen lassen wollen und nun noch nicht einmal Kontakt zu dem behinderten Kind wollte. Wobei immer klargestellt wurde, dass der Gesundheitszustand des Kindes evtl. nicht ganz so schlecht wäre, wenn es nicht durch eine Abtreibung auf die Welt gekommen und zuerst unversorgt gelassen wurde. Wie eine Depressions-Kranke mit der Rolle als eiskalte Kindsmörderin zurecht kommt, wurde nicht weiter hinterfragt. 2004 hat sie sich dann das Leben genommen.
Wenn es um eine gute Story geht, gehen die Medien halt über Leichen …
die Carola
ich finde den artikel nicht reißerisch und auch tims mutter kommt nicht zu schlecht weg, finde ich.
egal, mir geht es einfach nur darum, was das für eine wirklich schwere entscheidung ist, die man da treffen muss. eigentlich entsteht das dilemma ja nur durch unsere neuen errungenschaften in der medizin…. aber das führt dann gleich wieder weiter zur apparatemedizin usw.
SCHWIERIG!
Huhu Angela!
Meiner Meinung nach hat jedes kranke oder behinderte Kind ein Recht auf sein leben, weil es eben eigentlich eine Aufgabe für die Mutter, Angehörigen, Umgebung ist, die Gott so vorgesehen hat. Gott überfordert niemanden, sondern gibt dem Menschen eine Aufgabe, mit der er wachsen/lernen kann.
Liebe Grüße von Sibylle
Ich finde es geht dabei nicht um „ein Recht auf Leben“ sondern ob ein Leben auch lebenswert ist. Und es muß auch nicht jeder die gleiche Meinung dazu haben, aber man sollte den anders denkenden ihre Meinung lassen (und an letzteren mangelt es leider viel zu oft!)
von jetzt 5 jahren bin ich froh, daß mir diese Entscheidung erspart worden ist. Meine Tochter kam „unbeanstandet“ durch alle Vorsorgeuntersuchungen, wurde spontan geboren und ist doch ein kompletter Pfegefall mit begrenzter Lebenserwartung. Diese Art der Entscheidung überfordert den Menschen und das, was vermeintlich der einfache Weg zu sein scheint, entpuppt sich dann oft als das größere Problem. Was fast immer vergessen wird: Egal, ob Spätabtreibung oder nicht, es führt kein Weg zurück in das frühere Leben! Alles verändert sich für immer.
Und sorry, diese Sprüche von Gott, Zumutung, etc. finde ich sehr grenzwertig und üeberhaupt nicht hilfreich!
lg gudrun
Ich finde es schön, wenn jemand (auf sich selbst bezogen) sagen kann: Gott hat mich nie überfordert, ich bin an dem, was er mir zugetraut/zugemutet hat, gewachsen. Verallgemeinern soll man so ein Bekenntnis aber nicht! Ich denke schon, daß Gott Menschen auch Widerfahrnisse zumutet, die sie selbst als Überforderung empfinden. (Wie andere dasselbe empfunden hätten oder es von außen her betrachten, ist dabei unerheblich und hilft auch nicht weiter.) Und auch die Bibel erzählt ja von vielen Menschen, die das, was Gott ihnen geschehen läßt, als Zumutung empfinden und hadern. Da muß man nur mal den Psalter lesen.
Ich denke auch, daß Tims leibliche Mutter eines der Opfer ist. (Ihr Sohn aber auch.) Nur ob einer depressiven Frau eine „gelungene“ Spätabtreibung mehr geholfen hätte, würde ich auch bezweifeln. Wirkliche Hilfe zum Leben mit ihrem Kind oder begleitende Ermutigung, das Kind zur Adoption freizugeben, wären m.E. hilfreicher gewesen. Das läßt sich aber alles schwer beurteilen, wenn man den konkreten Fall nicht oder nur aus Medienberichten kennt.
Genauso schwer ist es zu beurteilen, ob ein Leben lebenswert ist. Die Menschen mit DownSyndrom, die ich kenne, machen auf mich jedenfalls nicht den Eindruck, ein lebensunwertes Leben zu führen, objektiv nicht, und subjektiv schon gar nicht!
Was man aber schon beurteilen kann, ist, daß wohl etwas grundsätzlich schiefläuft, wenn Eltern ihre bewußte Entscheidung für ein behindertes Kind verteidigen müssen gegen den Vorwurf, daß „so ‚was“ ja wohl „heutzutage“ nicht mehr sein muß.
Wie Du, Angela, bin ich auch dankbar, daß mir so eine Entscheidung erspart blieb. Und ich habe sie sogar gemieden, indem ich mich einer (dringend angeratetenen) Fruchtwasseruntersuchung verweigert habe. Ich wollte vor so einer Alternative einfach nicht stehen müssen… (Ich weiß, das hilft denen, die vor ihr stehen, auch nicht weiter.)
Danke für den Beitrag.
Herzlichen Gruß,
Barbara
Den Spruch, dass Gott einen nie überfordert, liebe ich persönlich auch – ganz ohne Ironie. Er funktioniert, wie Glaube überhaupt, aber nur von innen nach außen. Das heißt, dieser Spruch kann ein wunderbares, hilfreiches Mantra für denjenigen sein, der gerade mittendrin steckt. Dann kann er Zuversicht geben, Selbstvertrauen und Kraft.
Aber jemand anders zu sagen, dass Gott noch nie jemanden überfordert hat, ist natürlich grenzwertig, denn dann gäbe es allein das Wort „Ãœberforderung“ nicht.
Sollte man sehen, das jemand anders überfordert wird und sollte man noch Kapazitäten frei haben, bin ich eher dafür, die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken, als demjenigen noch religiöse Sinnsprüche anzutun …
Persönlich bin ich sehr froh, dass der Kelch irgendwelcher Abtreibungsfragen weit an mir vorüber ging. Meine Freundin hat ein Kind, das unter der Geburt erstickte und erst spät reanimiert werden konnte.
Gerade denke ich, ich sollte ihr den Sinnspruch doch mal aufsagen, denn dann könnte sie ihren Frust mal an mir ablassen und das wäre natürlich ein echter Freundschaftsdienst … denn an der Kleinen kann und will sie natürlich gar nichts auslassen.
die Carola
Hallo Ihr Lieben,
ich möchte zu meinem 1. Beitrag anmerken, dass ich selber einen Gendefekt habe dadurch zu 100% schwerbehindert bin. Mein ganzes Leben lang habe ich immer und immer wieder mit vielen gesundheitl. Problemen, wie Nierenversagen, zeitweiser Blindheit, Muskelschwäche, Nierenversagen etc. Leben müssen und auch wollen. Ich hänge sehr am Leben, dass ich trotz alledem immer wieder schön gefunden habe, weil es die Kleinigkeiten ausmacht, die man erleben darf und nicht die großen Dinge!
Meine 1. Niere war für mich eindeutig ein Zeichen von Gott! Dass ich sie bekam und noch nach 28! Jahren immernoch funktionierend habe,das kann niemand mit Medis etc. beeinflussen, auch kein Arzt. Auch, dass ich wieder sehen kann, ist für mich eindeutig ein Zeichen Gottes. Gott hat die Ärzte, die mich behandeln, immer tatkräftig unterstützt. Jeder Mensch bekommt an den Punkten, wo die Überforderung anfängt, Hilfe. Da stehe ich zu und werde das immer so weiter geben. Das ist für mich kein Mantra, das ich mir einreden muss. Das weiß ich und werde auch für mein Leben daran festhalten. Es geht in dieserm Fall nicht darum, jemanden etwas einreden zu wollen. Es ist meine eigene tiefe Überzeugung, die ich euch nur mitteilen möchte. Mehr steht da nicht hinter! Nein, ich bin nicht in einer Sekte oder so, sondern schlicht und einfach ein Mensch, der an Gott glaubt. Das brauche ich auch nicht unbedingt mit einer Kirche im Hintergrund. Das ist meine ureigenste Überzeugung!
Ansonsten bin ich in medizinischer Hinsicht ein Versuchskaninchen, weil diese Krankheit erst seit etwa 100 Jahren bekannt ist. Zudem gibt es weltweit sehr wenige Patienten damit! Also kann ein Arzt im Voraus nicht wissen, was passiert. Meine Behandlung war immer auf Versuchen aufgebaut.
Liebe Grüße von Sibylle