Mich fasziniert es immer wieder, wie viele verschiedene Fersentypen es gibt. Ich versuche hier mal eine Auflistung mit meinen Anmerkungen. Zur normalen Käppchenferse schreibe ich nichts – ich habe die letzte vor schätzungsweise 40 Jahren gestrickt. Dazu lässt sich auch jedes beliebige Strickbuch aus. Nach einer langen Durststrecke bzgl. Socken habe ich dann mit der Bumerangferse das Sockenstricken wieder aufgenommen. Zur Bumerangferse muss ich glaube ich auch nicht viel schreiben, sie ist sehr bekannt.
Bummerangferse mit Mini-Spickel:
- Man nimmt beidseits der Ferse jeweils 3 Maschen zu (in jeder zweiten Reihe).
- Von diesen 3 zusätzlichen Maschen nehme ich direkt eine mit in den ersten Teil der Bumerangferse auf, die zweite Masche ist für den zweiten Teil der Ferse.
- Nach der Ferse nimmt man diese 3 Maschen wieder ab.
- Vorteil: die Ferse wird etwas geräumiger und man vermeidet die allseits verhassten Löchlein an den Seiten.
Tomatenferse
Das ist eine Variante der Bumerangferse Die will ich auch schon ewig einmal ausprobieren. Bislang habe ich dazu sowohl lobpreisende als auch vernichtende Urteile darüber gelesen. Es war auf jeden Fall mal ein großer Hype um diese Fersen-Art. Erstmals dokumentiert hat sie wohl Cat Bordhi, die ja leider auch schon wieder fast 4 Jahre tot ist. Cat Bordhi hat sich auch sehr theoretisch mit „Sockenarchitektur“ beschäftigt, hier ein Übersichtslink. Ich glaube, ich muss mir doch mal ihr Buch „New Pathways for sock knitters“ zulegen.
Nachträglich eingestrickte Ferse
Diese Ferse stricke ich gern bei Ringelgarn. Sie ist in der Passform wie die Bumerangferse . An der Stelle, wo man die Ferse arbeiten will, strickt man die Hälfte der Maschen mit einem Kontrastfaden. Diesen Faden trennt man dann wieder heraus und hat die Maschen für die Ferse. Gestrickt wird dann im Prinzip eine Bandspitze mit den Maschen, die man vorher stillgelegt hatte.
Der Vorteil ist, dass man erst einen ellenlangen Schlauch strickt, der dann die Socke wird. Das kann unterwegs sehr praktisch sein.
HG-Ferse
Diese Ferse kenn ich noch nicht sehr lange, ich habe sie aber schon häufig gestrickt. Die Anleitung dafür ist hier zu finden. Diese Ferse kann man auch ohne Probleme sowohl von oben als auch von unten stricken. Und sie ist sehr eingängig und leicht ohne Anleitung zu arbeiten
Zunächst nimmt man ca. ein Viertel der Maschen, die man für die Socke hat, alle 4 Reihen in Form eines Keils in der hinteren Mitte der Socke zu. In der Original-Anleitung sind es bei 60 Maschen für die Socke 16 Maschen, die man zu nimmt. Dann nimmt man diese Maschen auch wieder aller 4 Reihen ab, strickt dabei aber verkürzte Reihen. Und schon ist man fertig.
Diese Ferse ist eher für kräftigere Füße geeignet. Die Socken sitzen gut, auch wenn sie etwas plump aussehen.
„Pflaumenzopf-Ferse“ oder Zunahme-Ferse
Ich weiß nicht genau, wie diese Ferse heißt, ich habe sie das erste mal bei meiner Anleitung „Pflaumenzopf“ gestrickt. Hier ist diese Ferse (links) im Vergleich zur HG-Ferse (rechts).
Ich habe am hinteren Bein Maschen zugenommen – und zwar die Hälfte der Sockenmaschen, dabei immer in Runden gestrickt. Auch diese Ferse lässt sich sehr schön unterwegs stricken, es ist wenig Fummelei dabei. Sie ergibt ein etwas gefälligeres Aussehen als die HG-Ferse. Man kann sie gut mit Mustern kombinieren. Die Geräumigkeit der Socke ist definitiv höher als bei der Bumerangferse.
Ferse mit Zunahmen auf dem Oberfuß
Für diese Art der Ferse weiß ich definitiv keinen Namen. Eine Anleitung, wo diese beschrieben ist, heißt „Kiellinie„. Die Autorin schreibt dazu: „Inspiriert von diversen Anleitungen wie z.B. Kai-Mei von Cookie A, den Arch-Shaped Socks von Jen Showalter und den Kawkawesque von Yarnissima habe ich simple 3/2-toe-up-Rippensocken mit einer Fersen-Zunahme mitten auf dem Oberfuß kombiniert.“
Bei dieser Art der Socken ist es mir immer ziemlich schwer gefallen, die Fußlänge korrekt zu arbeiten. Die Socken – vor allem mit Rippenmuster – sitzen ziemlich gut und der Gatte mag diese Sockenform sehr gern. Diese Art der Ferse wird typischerweise bei Socken von der Spitze an gestrickt.
Ich habe auch mal eine Zunahmeferse ( die violette Socke links) gestrickt, wo ich die Zunahmen vorn auf dem Fuß habe laufen lassen und diese Socken sind von oben gestrickt.
Ganz andere Konstruktion: die legendären Karussell-Socken
Diese Anleitung war ein echter Hype auf ravelry längere Zeit. Lange habe ich gezögert, diese wirklich ziemlich unförmig aussehenden Socken zu stricken. Aber überraschenderweise sind das wirklich gut sitzende Socken – bei etwas stärkeren Füßen. Und sie sind definitiv ein Hingucker.
Meine neueste Entdeckung: die Schnapp-Ferse
Bei den neuen Anleitungen auf ravelry fiel mir neulich eine Fersenkonstruktion auf, die anders ist: die Schnapp-Ferse. Es hat wirklich Spaß gemacht, sie zu stricken. Ich finde auch, dass die Socke irgendwie elegant aussieht.
Ich werde diese Ferse sicher noch öfter stricken, das war wirklich eine echte Bereicherung meiner Strickerfahrung.
Und noch ein Spezialfall: quergestrickte Socken
Ich habe das einmal probiert und war absolut nicht begeistert von der Passform. Ich habe es sogar mal an der Einbett-Strickmaschine ausprobiert. Und hier sind meine Kommentare zu dieser Art, Socken zu stricken. Die Socken sind nicht elastisch wie gewohnt und man hat eine Naht unter den Zehen – alles nicht meins.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich sie hier und verlinke einige Anleitung dazu.
- das von mir verwendete Muster von Nonaknits
- glatt rechts quer gestrickte Socken
- natürlich hat auch Elizabeth Zimmermann quer gestrickte Socken beschrieben
- Anleitung von Opal
Fixe Ferse oder auch Quickie Ferse
Zu dieser Ferse habe ich keinen Fuß gefunden im Familien- oder Bekanntenkreis, der dahinein passt. Mir ist es völlig unklar, wie die Fotos zustande kommen, wo diese Socke faltenfrei sitzt. Es gibt verschiedene Varianten davon, allerdings ist keine davon (mehr) kostenlos. Im Prinzip ist das wieder so etwas ähnliches wie die HG-Ferse.
Nun bin ich definitiv nicht die erste, die verschiedene Socken-Fersen beschreibt. Das haben andere viel vollständiger als ich erledigt. Ich habe hier über meine eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Fersentypen geschrieben. Witzig finde ich, das es oft Länder sind, nach denen Fersen benannt werden. Wobei allerdings beispielsweise auf dieser Übersichtsseite eine Ferse „holländisch“ heißt, die ich anders kenne unter dem gleichen Namen (s.u.) … alles etwas unübersichtlich. Eine sehr große Übersicht und auch gut strukturiert findet man auf dieser englischen Webseite: Fersenübersicht
Um den ganzen Beitrag aber etwas abzurunden und zu komplettieren in Richtung „Nachschlagwerk“, stelle ich hier mal noch ein paar Links zusammen. Ich habe alle diese Typen noch nicht gestrickt und kann nichts weiter dazu sagen. Das Thema „Patchwork-Socken“ spare ich auch völlig aus – auch da gibt es interessante Ansätze.
- Holländische Ferse
- Anatomische Ferse
- Ferse ohne Maschenaufnahme – das ist der Typ, der Im Internet oft als „Strong Heel“ bezeichnet wird nach seiner „Erfinderin“ Gerdine Crawford-Strong, die dazu 2003 im Knitter’s Magazine schrieb
- Steffis Ferse – ein Mix aus Bumerang und Zunahme und klassischer Ferse
- Skew socks – völlig anders als andere Socken 😉
- eine der genialen Konstruktionen von Elizabeth Zimmermann – aber eher für Hauslatschen als für Socken geeignet
- Squircle – eine sehr besondere Konstruktion (will ich schon lange mal ausprobieren)
- eine völlig andere Form, auch eher für Slipper als für Socken
- ein Mix aus quergestrickt und klassischer Socke Vertizontal – das soll das Problem lösen, dass quer gestrickte Socken nicht so elastisch sind
- auch mal was völlig anderes: Stripe Tease
- Whirlpool-Socken – ganz und gar schräg gestrickte Socken
Hochinteressant.
Zur Käppchenferse, die ich für meine Wandersocken definitiv brauche, habe ich herausgefunden, dass man die Höhe der Fersenwand an die Höhe des Spanns anpassen kann ; ich z.B. brauche eine deutliche höhere Fersenwand als nur den Standard.
Bumerangferse mit verkürzter Fersenwand müsste mir dementsprechend eigentlich auch passen.
ZEIT muss her!
Vielen Dank noch einmal für diese Übersicht!