Manchmal stolpert man in den Weiten des Webs ja über faszinierende neue Techniken. Und sowas passiert aber auch deutlich eher in gut geschriebenen Blogs als im hektischen, auf den schnellen Effekt bedachten Instagram. Mir hat Instagram viel Spaß gemacht, aber es ist auch irgendwie ein Zeitfresser, den ich in die Schranken weise. Ich bin da auch immer völlig fasziniert, dass ein Anstrickfoto einer Socke mit einem Knäul, das noch mit instagramm-typischen Effekten (Teetasse, Katze, alte Holzplanken, Blüten….) viel mehr anerkennende LIKES bekommt als ein sehr schönes, hochkomplexes Strickobjekt, das ohne Schnick und Schnack fotografiert ist. Egal, ich schweife gerade furchtbar ab.
Also, in dem von mir sehr gern gelesenen Blog „Wockensolle“ wurde über estnisches Inlay-Stricken berichtet – eine spezielle Technik zum Mehrfarbenstricken, mit dem man in rundgestricken Objekten (z.B. Handschuhen) aufwändige Muster einarbeiten kann ohne kompliziertes Einstricken. Man führt dazu entsprechende kontrastfarbige Fäden zwischen den gestrickten Maschen durch. Fürs erste hier mal ein Link zu der Anleitung für ein paar Handschuhe.
Ich habe natürlich noch etwas herumgegoogelt, um weitere Informationsquellen zu finden und natürlich bin ich fündig geworden. Hier ist ein sehr ausführlicher Artikel (aber auf Englisch). Keine Angst, den Link azuklicken, wenn man kein Englisch kann – es sind weiter unten auf der Webseite einige schöne Schemazeichnungen zu dieser Stricktechnik.
Unter Maschine-Strickern ist das Webstricken weiter verbreitet und die geschätzten Damen Lanarta und Kerstin vom Strickforum haben das natürlich schon ausprobiert und auch dokumentiert in ihren Blogs. Insbesondere der Artikel von Lanarta hat auch eine sehr aktuelle Betrachtungen zum Journalismus – sehr lesenswert! Wenn man dann mal eine Sammlung von Strickmustern mit dieser Technik auf ravelry betrachtet, kommt man schnell zu der Auffassung von Kerstin: Webstricksachen erinnern schnell an Kissenbezüge der 70er Jahre (ihr Nachsatz war dann im O-Ton: ….und ich möchte mich nicht in Heimtextilien kleiden). Gut, damit war natürlich mein Ehrgeiz geweckt, eine moderne Interpretation dieser Stricktechnik hinzubekommen, die nicht an Heimtextilien erinnert. Dass das möglich ist, schien mir diese Anleitung für ein Halsdings zu beweisen.
Und womit habe ich es ausprobiert? Natürlich mit einer Mütze.
Es ging eigentlich ganz gut zu stricken und im Bereich der Ohren hat die Mütze dadurch etwas Fülle resp. Winddichtigkeit gewonnen. Nun ist dieses Muster definitiv nicht spektakulär und während des Strickens kam mir dann schon die Idee, dass ein nachträgliche Einziehen der Fäden auch eine Option wäre. Allerdings hat man dann deutlich mehr Fäden zu verstechen, weil man dann immer den ganzen Faden durchziehen muss und das dann lästig (lang) wird je mehr Reihen man bemustert.
Die Farbschattierungen des Garnes kommen sehr schwach zur Geltung, weil der Farbverlauf einfach zu lang ist bei dem Garn. Es wäre vermutlich auch effektvoller gewesen, ein etwas dickeres Garn zu verwenden. Das hat auch Michaela empfohlen (allerdings bei Kissenhüllen).
Naja, diese Mütze ist ganz ok geworden, das blaue Basisgarn ist auch sehr schön, ein Merinogarn mit 200m/100g Lauflänge von Cowgirl Blues. Aber ich denke nicht, dass diese Stricktechnik mich noch weiter faszinieren wird.
Im Deutschen versteht man unter „Webstricken“ übrigens etwas anderes – das ist eher der altbekannte Leinenstich. Hier und hier habe ich Blogbeiträge dazu gefunden.
Tja, was meint ihr zu dieser Technik? Na vielleicht stricke ich doch noch eine Mütze, mal sehen.
Aah ! Habe ich auch gerade bei Wockensolle entdeckt.
Eine Technik mehr, um Warm und Schön miteinander zu verbinden.
Vielen Dank für diesen ausfürhlichen Artikel, und fürs ausprobieren.