Letzte Woche war ich ja zu einer Schulung. Dass eine moderne Schulung mit irgendwelchen heiteren Bewegungsspielen los geht, scheint ja inzwischen Standard zu sein. Aber in dieser Schulung haben wir ungelogen 3h gebraucht, um das Spiel zu spielen, uns vorzustellen und das Lernziel zu definieren. Das Lernziel. Hm. Ich sage seit Jahren bei Schulungen immer gegen den Mainstream „ich will Theorie vermittelt bekommen, ich will was lernen“. Die meisten sagen immer „nicht so viel Theorie“.
Aber dieses Mal hatte das Nicht-Vermitteln von Theorie eine neue Dimension: zum einen war da kein Trainer oder Kursleiter, nein, es stand ein „Lernbegleiter“ vor uns. Und Lernen ging wie folgt: das Volk wurde in 2 Gruppen geteilt, eine Gruppe hatte 6min, um per Google (!) schnellstmöglich die Fakten zur Überschrift zusammen zu tragen. die wichtigsten – was uns halt Google so vorschlug – schrieben wir dann an ein Flipchart. Und das war dann lernbegleitete Wissensvermittlung.
Sorry.
Wenn ich googeln will, dann brauche ich nicht nach Hamburg zu einer Schulung zu fahren. Eine andere Methode war, dass der Lernbegleiter uns 6 Karten mit jeweils einem Stichwort gab und dazu sollten wir was überlegen, was gemeint sein könnte. Dann wurden die Karten an die Wand gepappt und schwupps hatten wir wieder Theorie vermittelt bekommen.
Hm.
Und dann gab es Mitleid vom Lernbegleiter, dass wir ja völlig vollgestopft seien mit neuem Wissen.
Ich scheine wirklich nicht mehr in die moderne Zeit zu passen. Dabei ist diese Schulung ein Baustein für eine Zertifizierung gewesen, bei der es wichtig ist, dass x Stunden davon und y Stunden hiervon unterrichtet werden, das muss sogar auf dem Zertifikat ausgewiesen werden. Ich habe jedenfalls nach den 2 Tagen Schulung nicht das Gefühl, sehr viel gelernt zu haben.Aber viele bunte Kärtchen gab es, schön illustriert und mit Buntstiften verziert.
Mal sehen, nächste Woche habe ich wieder eine Schulung, bei einem anderen Anbieter zu einem juristischen Thema – mal sehen, ob wir dort auch begleitetes Googeln erleben oder ob wirklich mal Wissen vermittelt wird.
Bin ich einfach nur zu altmodisch? Muss man heute wirklich so lernen?
Ach, ich stricke dann mal weiter vor mich hin. Das kann ich ohne Lernbegleiter. Ich habe den Tochter-Pullover zwar fertig gestrickt, aber es sind soooo viele Fäden zu vernähen…. da habe ich mir zum Sonntag gegönnt, ein neues Ding anzufangen – einen Pullover für den kleinsten Buben der Familie.
Ich gehöre auch noch zu der alten Schule und will was lernen (und ja bitte, die Theorie auch). 3H um das Lernziel zu definieren? Hülfe. Lernbegleiter brauche ich auch nicht.
Ich nehme häufiger auch an Telekonferenzen teil, und bei mehreren ging es so los – Vorstellung mit Name, Rolle, und was man in der Woche Positives erlebt hat. So kann man eine Stunde auch schnell rumkriegen, und nix kommt bei rum.
Der Pulli für den jüngsten sieht toll aus!
Ich war am Wochenende auf einer ehrenamtlichen Fortbildung zum Thema Behindertenrechte. Gut, dass alle in meinem Alter waren, nur die Referenten waren teilweise 10 Jahre jünger.
Es gab keine Lernbegleiter. Das Führen am Händchen, als sei ich nichtimstande, mein eigenes Lernen zu steuern, kann ich nicht ausstehen!
Gottlob kann ich längere Texte lesen ohne ins Koma zu fallen und benötigte auch keine Hilfe, um Präsentationen zu folgen.
Aber die Methodik deines Lernbegleiters passt zur Oberflächlichkeit der Wissensvermittlung (oder heißt das jetzt Wissenserlebnis?)
Ich werde jetzt gleich auch einen Blogbeitrag schreiben und der werten Leserschaft anheimstellen, welcher Methodik sie sich zur Wissensaneignung bedient.
Und nebenbei juhuuu! Bei deinem Blog gibt es keine Fehlermeldung mehr,der steht jetzt oben in der Blogroll.
Und noch eine Frage: wie wirst du das Thema DSGVO angehen?
Viele Grüße
Michaela
Vielleicht gibt es zu dem Thema der Schulung nicht so viel Theorie? Was stand denn nun auf den Kaertchen?!
Ich war letzte Woche zu einer Veranstaltung im Rahmen der Diversity Week hier und ich hatte mich darauf eingestellt, ein Videospiel zu spielen, denn das war genau die Ueberschrift und Beschreibung der Veranstaltung gewesen (es ging darueber: https://fairplaygame.org/). Und dann wurden wir mit 90 Minuten Einfuehrung in die Forschung rund um „inherent bias“ zugedroehnt, das war ganz schoen starker Tobak abends um sechs! Aber das ist vermutlich genau der Unterschied zwischen „academia“ und „industry“ — bei uns geht man davon aus, dass man auch mal zum Spass und zum Abschluss des Tages in voellig fremde Wissenschaftszweige abtaucht…
test der remove ip
Das erste Modell, das du davon stricktest, war auch sehr schoen! Leider ist es dem Prinzen zu schwer, er mag offensichtlich lieber Seide (und Possum?) als Kettenhemd…
So extrem hab ich es jetzt (zum Glück) noch nicht erlebt. Ich kenne bisher nur die Variante, dass man schon mal 2 Stunden nur für die Vorstellungsrunde plus Erwartungshaltung an das Seminar verschwendet.
Liebe Grüße
Andrea
Die Zeiten ändern sich , die Menschen haben sich geändert, mich erschreckt dieses , „Kuscheln“ und „wir gehen über Leichen „