Ich bin ja immer wieder überrascht, wie nah es eigentlich nach Tschechien ist von uns aus. Wir waren zu einem kurzen Wellness-Weekend in Karlsbad, das wirklich so mondän und aufgerüscht daher kommt, wie ich es mir vorgestellt habe. Auch unser Hotel war so richtig mit Edelkitsch überladen – es versetzt einen in eine Stimmung altmodischer Ehrwürdigkeit.
Karlsbad ist rausgeputzt bis dorthinaus, aber einige Häuser stehen (sogar gut saniert) mitten in bester Lage leer. Die Geschäfte werden durch Juweliere dominiert – zielgruppenorientiert eben. Und das ist ein interessanter Punkt: die eindeutig anvisierte Zielgruppe des Kurortes sind Russen. In unserem Hotel gab es quasi nichts auf Deutsch, ganzganz wenig auf Englisch, aber alles auf Russisch. Keinerlei Ausflugstipps auf Deutsch, dafür vielfältigste Exkursionen für die russischen Gäste: Bustour nach Paris oder Nürnberg oder Belgien. Das Personal im Hotel sprach nur wenige Brocken English und deutsch. Und der Service…. erinnerte mich irgendwie an spätsozialistische Auswüchse. Es gab sehr harsch formulierte Regeln im Hotel, die bei Androhung imposanter Geldbußen einzuhalten sind, z.B. habe man bei Abreise den Entnahmezettel der Minibar unterschrieben abzugeben – andernfalls werde der komplette Inhalt der Minibar in Rechnung gestellt (auch wenn man gar nichts entnommen hat). Der Wellnessteil war so lala… während der Massage lief z.B. ein Radiosender alá Jump-Radio auf Tschechisch. Im Restaurant, das nahezu komplett leer war, mussten wir uns an den zugewiesenen Tisch wirklich in der hintersten Ecke quetschen… Vermutlich bin ich inzwischen wirklich schon zu sehr verwöhnt, aber solche Kleinigkeiten sind es irgendwie, die wirklich gute Hotels von anderen unterscheiden.
Obwohl unser gebuchtes Paket eine Arztkonsultation enthielt, bekamen wir keinerlei Informationen zur Trinkkur (und sahen keinen Arzt). Und das hätte mich ja nun wirklich interessiert. Die heißen Quellen sprudeln mitten in Karlsbad an diversen Stellen und sollen für und gegen alles mögliche gut sein. Auf dem Foto sieht man den größten Geysir, die Quelle hat 72 Grad.
Das Wasser schmeckt nicht toll, aber auch nicht widerlich. Am Sonntag sind wir dann ins 10km entfernte Loket gefahren, das hat uns sehr gut gefallen. Faszinierenderweise war das niedliche Städtchen nahezu russenfrei – dort waren sehr viele Deutsche und tschechische Touristen.
Die imposante Burg war bis 1948 Gefängnis (hat 5 Gefängnis-Etagen unterirdisch). Besonders makaber ist der extrem naturalistisch hergerichtete Folterkeller. Dort sollte für Eltern definitiv ein Hinweis sein, dass das nix für Kinder ist. Mit extremer Detailverliebtheit hat man dort mit Puppen Folterszenen nachgestellt und es hallen die ganze Zeit Schmerzensschreie durch das Gemäuer. Foltermethoden werden absolut detailliert in Ausführung und Auswirkung beschrieben – ziemlich verstörend, wie ich fand. Aber das Städtchen Loket und die Burg sind auf jeden Fall einen Besuch wert!
hach ja, so eine Burg macht schon was her….