Mein Töchterchen, das ja inzwischen selbst schon Mutter ist, hat mir zum Muttertag dieses Buch geschenkt.
Das ist schon gut 30 Jahre alt und hat diverse Preise gewonnen. Das Thema ist total simpel: warum haben Frauen eigentlich immer noch so viel Arbeit, obwohl es ja definitiv massive technologische Entwicklungen gegeben hat und vielfältige Haushaltsgeräte erfunden wurden. Warum gibt es immer noch so viel Hausarbeit?
Die Autorin betrachtet natürlich hauptsächlich das Gebiet der heutigen USA, aber das macht nichts, man bekommt einige gute Denkanstöße. So richtig denkt man ja da gar nicht drüber nach, wie simpel das Leben einige Jahrhunderte zurück so war. Das Anliegen der Autorin wird oft an Beispielfamilien beschrieben, die unter verschiedenen Lebensumständen lebten. So war es lange Zeit so, dass die einfachen Haushalte gar nicht mehrere Töpfe, Messer oder Schüsseln hatten. Durch die Verbesserung bzw. Erfindung von Öfen zum Kochen wurde das typische Ein-Topf-Gericht abgelöst durch aufwändigere Mahlzeiten, für die man mehrere Töpfe benötigte und auch gezieltere Hitzezufuhr brauchte. Allerdings musste auch die Köchin deutlich mehr können, damit es am Ende etwas Leckeres gibt.
Die Kernthese der Autorin ist, dass durch die technologische Entwicklung der hauswirtschaftlichen Geräte hauptsächlich die Arbeit eingespart wurde, die früher von Männern und Kindern erledigt wurde. Für das offene Feuer war Holz nötig, das der Mann beschaffte. Im 19. Jahrhundert vollzog sich der Wandel zum Kochen mit Kohlen. Die Kohlen jedoch wurden gekauft. Der Mann hatte weniger Arbeit. Die Frau hatte es nun auch leichter, das Feuer zu hüten, aber es kam neue Arbeit hinzu, so z.B. das Reinigen und die Pflege der Öfen (die rostanfälligen Eisenöfen mussten u.a. akribisch mit einer Ofenpflegepaste eingeschmiert werden). Das Vorhandensein von Wasserleitungen in den Häusern ersparte das Heranschleppen von Wasser, was oft eine Aufgabe der Kinder war. Und so werden vielfältige Beispiele angeführt. Die Verfügbarkeit von Stoffen ermöglichte es, dass die Frauen mehr Kleidung für die Familienmitglieder anfertigten. Dass die Menschen mehr Kleidung hatten als früher, führte dazu, dass der Aufwand an Waschen, Trocknen, Bügeln wuchs.
Mir machen vor allem die eingeflochtenen Rezepte Spaß. So gibt es ein Kuchenrezept, dass damit beginnt, dass man 8 Eier zusammen mit einem Pfund Zucker eine Dreiviertelstunde lang heftig schlagen soll. (Da lobe ich mir aber definitiv meine Küchenmaschine!) Der Kuchen wird übrigens mit einem 3/4 Pfund Mehl und zwei Unzen Kümmel dann komplettiert. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie dieser Kuchen schmeckt (ich stehe einem kümmelfreien Haushalt vor!). Das Hauptaugenmerk liegt auf den Veränderungen in der Hausarbeit ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und ich finde das wirklich spannend und interessant zu lesen.
Ich habe das Buch noch nicht durch, aber es macht Spaß, immer mal wieder ein paar Seiten darin zu lesen. Falls ich euch neugierig gemacht habe, so muss ich sagen, das Buch gibt es offenbar nur auf Englisch.
8 Eier + 1 Pfund Zucker schlagen klingt definitiv nach einer Kinderaufgabe! 😉