Ich sehne mich oft nach Beständigkeit.
Es gibt so viele Produkte, die einfach nur mal kurz verfügbar sind und kaum hat man sich an sie gewöhnt, wieder verschwinden. Schon vor 9 Jahren hab ich dazu mal was geschrieben. Bei Lebensmitteln dreht sich diese Spirale des Zwanges, immer und immer Neues anzubieten, auch immer weiter.
Ganz besonders schlimm finde ich das bei Apps. Aus der übergroßen Fülle sucht man sich seine Apps zusammen nachdem man etliche Dutzend ausprobiert hat… dann nutz man die App und freut sich daran, dass tatsächlich irgendein „Problem“ gelöst ist…. und dann wird die App nicht mehr weiter entwickelt oder sie wird kostenpflichtig oder was auch immer. Ich fühle mich da den Softwarebuden einfach nur ausgeliefert.
Vor einigen Wochen kam eine Mail, dass der Microsoft-Cloud-Dienst den freien Speicher für mich auf ein Drittel zurückfährt und ich möge doch bitteschön dafür sorgen, dass mir keine Daten verlorengehen zum Stichtag. Das hat mich noch nicht weiter gestört, weil ich diesen Dienst überhaupt nicht nutze, aber ich fand es einfach nur ein „interessantes“ Geschäftsgebaren, die Kunden so zu verprellen. Dann ist mir meine Kalender-App auf dem handy „verlustig gegangen“ – es kam ein freundlicher Popup, dass diese App verkauft wurde und sie demnächst im Kalenderprodukt der Firma XY integriert werde.
Diese Woche nun kam eine Nachricht – ich möge doch Verständnis haben, die Kosten sind so grausig – dass ich mein wirklich viel genutztes und heißgeliebtes Evernote nur noch auf 2 Gerätan nutzen darf zukünftig. Natürlich kann ich mich von diesem Bann durch Zahlung eines Jahresbeitrages frei kaufen…. aber das ist mir einfach zu teuer. Also bin ich wieder auf der Suche nach einer anderen App, und muss natürlich meine über Jahre gesammelten Notizen aus Evernote mitnehmen.
Ich vermute, dass die Firma darauf spekuliert, dass viele zu faul sind, diesen Weg zu gehen und nach kurzem Aufreger dann brav zahlen werden. Naja, und letztendlich muss ich halt abwägen, ob mir der Service die Gebühren wert ist oder nicht. Im Falle Evernote gilt klar: ist es mir nicht wert – also adios Evernote.
Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum, jeglichen Service kostenlos zu bekommen, es geht mir nur darum, dass ständig alles neuer und „besser“ werden muss und dann natürlich auch teurer wird. Warum kann der Funktionsumfang einer App nicht einfach eingefroren werden für die kostenlosen Nutzer… aber sie bleibt benutzbar. Eine der ersten Apps, die ich mal kaufte für das iPad, war eine Notizen-App, die hervorragend für handschriftliche Notizen geeignet war. Das ging eine Weile gut, einige updates bekam ich kostenlos…. und dann gab es auf einmal eine neue Version, die mehr kostete als die erste und inzwischen funktioniert die App, die ich mir mal gekauft habe, einfach nicht mehr. Sie ist nicht mehr benutzbar. Ich habe noch nicht mal mehr die Chance, meine Notizen heraus zu exportieren. Und nein, ich habe nicht noch mal bezahlt, ich habe begonnen, eine andere App zu nutzen… Natürlich ist das alles sehr subjektiv, aber jeder hat doch für sich so ein Preis-Leistungs-Gefüge, in dem er sich bewegt… es gibt einfach Grenzen, dich ich für mich dann auch (halbwegs konsequent) einhalte.
Mal sehen, wie lange ich KnitCompanion noch nutzen kann, ich bin auf dieses neue Abo-Modell nicht umgestiegen. Dabei war diese App mit ca. 15€ wirklich echt teuer.
Banken machen sowas ja auch schon lange, dass man Neukunden bessere Konditionen anbietet als den Bestandskunden.
Vermutlich muss ich mich damit abfinden…. dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war…. (na, wer erkennt das Lied-Zitat?) Vermutlich ist es aber wirklich schwer, eine Balance zu finden zwischen dem verbiesterten Festhalten an Althergebrachten und dem Wahn, immer alles neu machen zu müssen. Und dann ist ja da noch die Frage danach, was wir uns eigentlich alles für Luxus leisten (können). Wir waren heute noch in einem deutschen Handwerksbetrieb im Werksverkauf, bei der Firma Denk in Coburg. Ich bin ein Fan der Schmelzfeuer und erfreue mich an Somemrabenden im Garten sehr gern daran. Im Werksverkauf bieten sie auch einige Produkte anderer Firmen an. So gab es beispielsweise handgearbeitete Drahtkörbe für den Garten oder aber mit Leder bezogenes Gartengerät. Sogar eine mit Leder bezogene Schubkarre gab es…. Man kann es auf dem Foto schlecht erkennen, aber die Stiele der Gartengeräte sind lederbezogen. Vermutlich gibt es dann auch eine besondere Lederpflegelotion für Gartengeräte….
Aber Gartenarbeit ist auf jeden Fall etwas Beständiges. Und passt oft so gar nicht zum hektischen Kalender eines agilen Büromenschen… Wenn man 3 Tage auf Dienstreise geht, sind die Himbeeren dann eben nicht mehr da bzw. vertrocknet/abgefallen. Die Gartenfrüchte passen sich nicht in meinen Wochenplan ein – ganz in Abhängigkeit vom Wetter sind sie halt reif und müssen geerntet & verarbeitet werden.
PS Ich habe vollkommen aus freien Stücken hie Werbung für die Firma Denk gemacht, weil ich die Produkte mag und zum Geburtstag ein weiteres Produkt aus diesem Hause bekommen werde…. noch wird nix verraten!
Und es geht einem nicht nur so mit Software.
In Frankreich gibt es kaum noch normales Briefpapier.