Der Schal, an dem ich grade stricke, hat eigentlich ein sehr einfaches Muster, trickreich ist nur einmal die Überlegung, wie man die Lochkante beibehält und den Schal nicht mehr breiter werden lässt. Also wollte ich das mal eben schnell ausprobieren auf dem Papier bzw. am iPad.

Noch vor ein paar Jahren gab es nicht viel Software dafür. Am bequemsten war mir immer die Nutzung eines Strick-Fonts und dann in Excel die Charts erstellen. Das hat auch immer noch einige Vorteile, denn man kann sehr gut mit copy&paste arbeiten, man ist in der Größengestaltung sehr frei. Es gab nur manchmal Probleme, wenn ich beim Umwandeln in BIlder oder PDFs nicht aufgepasst habe.

Dann hatte ich mir mal eine Software gekauft „AranPaint Plus“ – aber so richtig warm bin ich mit der Software nie geworden, ich habe öfter zum Excel gegriffen als zur Spezialsoftware.

Als ich gestern spaßenshalber mal wieder nach derartigen Tools suchte, war ich überrascht, dass es doch ziemlich viele gibt inzwischen.

Die Hitlisten der großen Suchmaschine führt „Stitch Fiddle“ an (bei anderen Suchmaschinen taucht es auf der ersten Seite noch nicht einmal auf). Stitch fiddle kann man mit seinem Facebook-Account nutzen und es ist sowohl auf dem Handy oder Tablet als auch am normalen PC zu benutzen, weil es einfach eine Browser-App ist. Man kann damit Stick- und Häkelmuster erstellen wie auch Strickmuster. Es geht einfach zu bedienen und es hat moderne social media features: die Strickmuster kann man öffentlich sharen. Man kann natürlich auch die Muster von anderen anschauen und nutzen. Mir fehlt, dass man Bereiche kopieren kann (das ist oft nützlich bei größeren Strickschriften) Der Export der eigenen Muster als jpg-Bild ist nur in der Kauf-Version möglich. Ein png kann man erzeugen, das kann man sich ja notfalls umwandeln* Bei der Kauf-Version gefällt mir nicht, dass es nur ein Abo-Modell gibt. Man muss monatlich etwas zahlen, es gibt auch eine Jahresgebühr. Das ist mir unterm Strich aber zu teuer. Man kann die eigenen Kreationen als pdf-Datei exportieren, aber dann kann man sie wieder schlechter weiter verwenden. Das Speichern von Mustern scheint nicht möglich zu sein ohne Einloggen, da bleibt einem dann auch nur *.

Ein anderes Programm dafür ist „Knitting Chart maker“. Die Webseite sieht frisch und modern aus, aber um diese App ausprobieren zu können, muss man vor dem allerersten Chart schon einen Accoutn eröffnen. Ein Einloggen mit facebook oder google gibt es nicht. Also sorry, das habe ich dann nicht ausprobiert, ich hab mir nur das Video angeschaut. Update: Den Chartmaker gibt es nicht mehr, wurde nicht weiter entwickelt, auf der Seite finden sich nun nur noch diverse Anleitungen.

Dann gibt es noch „Chart Minder“. Hier ist das Login-Konzept noch anders: man kann sich mit seinem ravelry-Account einloggen. Die Charts können auch hier wieder öffentlich geteilt werden oder aber als privat gekennzeichnet werden. Der Download ist nur als png-File möglich. Hier gibt es aber noch eine ganz tolle Option: man kann Bilder hochladen und „scannen“. Also aus einem Foto kann man ganz schnell ein Einstrickmuster machen. Alle Kniffe der Bedienung habe ich noch nicht herausgefunden, aber es ist sicher ein wirklich interessantes Feature dieser App. Interessant ist, dass man seine eigene Maschenprobe hinterlegen kann, das ist ja durchaus wichtig für Einstrickmuster, damit ein Kreis auch rund wird und nicht zur Ellipse mutiert.

Um schnell mal ein Foto zu „verpixeln“, um daraus ein Strick-oder Stickmuster zu machen, ist auch knitPro gut geeignet, hier hat man bezüglich der Maschenprobe nicht so viele Optionen, aber es geht rasend schnell (viel schneller als beim Chart Minder).

Es gibt auch noch einige Apps, die nur am Handy funktionieren, ich habe immer mal eins benutz, um mir kleine Strickmuster als Erinnerung zu notieren und zwar „Knitting Chart Maker“. Am Handy ist mir das aber eigentlich zu fummelig, dort Charts zu erstellen. Ich habe grade entdeckt, dass es in ravelry eine Liste gibt, die die Apps pflegt, die sich mit ravelry verknüpfen.

Und da wären wir beim Fluch der heutigen Zeit: der Überfluss. Es gibt einfach zu viel…. wenn man dann anfängt, sich mit den verschiedenen Optionen zu beschäftigen, geht ganz viel Zeit für die vergleichenden Tests drauf….  Dieses Thema des „zu viel von allem“ bringt mich immer wieder zum Nachdenken. Das geht uns heutzutage doch wirklich auf jedem Gebiet so: bei Kleidung, bei Büchern, bei Reisezielen… wir verplempern heute so viel Zeit, um immer das Optimum von allem zu finden. Das ist eine echte Falle, in die wir da geraten sind!

Ich habe gestern übrigens mein Muster dann schnell auf Karopapier geschmiert. Aber da ich die Anleitung für die Sammlung aufschreiben werde, musste ich schon mal an die elektronische Umsetzung des Musters denken. Und dann dachte ich, ich kann euch an meinen „Testergebnissen“ teilhaben lassen, damit ihr nicht so lange suchen und probieren müsst.

Ach so, die berechtigte Frage, warum ich nicht einfach wieder excel nehme?! Weil mein Rechner neu aufgesetzt ist und ich keine Lust hatte, den Strick-Font neu zu installieren….

*Um ein jpg zu erhalten kann man immer noch zum guten alten Screenshot greifen.