Sonntag Abend hatten wir mal wieder ein Wohnzimmerkonzert in unserem, genau, Wohnzimmer. Da das Wetter einfach zu sommerlich war, konnten wir unsere 40er-Gaeste-Marke nicht wieder knacken, aber die, die nicht da waren, haben echt einen schoenen Abend verpasst. Leider habe ich ihn selber halb verpasst, weil ich gegen 20 Uhr zum Zug aufbrach, der mich nach Lausanne bringen sollte. Natuerlich nicht direkt, sondern ueber Basel und Bern, und da ging das Problem dann los als der erste Zug 35 Minuten Verspaetung hatte. Aber kein Problem, schliesslich hatte ich ihn weiser Voraussicht ja nicht die letztmoegliche, sondern die vorletztmoegliche Verbindung gewaehlt, sodass ich einfach eine Stunde spaeter, sprich halb eins, in Lausanne am Bahnhof stand. Da mein Budget fuer diese Dienstreise sehr eng bemessen ist, hatte ich recht lange nach einer halbwegs bezahlbaren Unterkunft gesucht, aber viele Hotels waren schlicht ausgebucht und in der Jugendherberge gab es nur noch einen Platz im Schlafsaal. Also entschied ich mich fuer ein B&B mit miserablen Bewertungen, aber immerhin machte die Besitzerin einige Anstalten, um sicher zu stellen, dass mich ihre Putzfrau nachts noch hineinlassen wuerde (dass ich erst sehr spaet anreisen wuerde, hatte ich ja angekuendigt). Leider ging der Plan nicht auf, sodass ich kurz nach halb eins irgendwo in Lausanne auf vor einem voellig verriegelten Wohnblock stand, in den kein Reinkommen war. Keine Klingel, keiner reagierte aufs Telefon, alles duster. Wunderbar. Nachdem ich Anatol wieder aus seinem wohlverdienten Schlaf geklingelt hatte, rief er das naechst gelegene Hotel an, das, natuerlich, voll belegt war (wie geht das eigentlich? wie kann denn ein Hotel an einem voellig unspektakulaeren Sonntagabend ausgebucht sein?). Das uebernaechste Hotel war laut Anatol „15 Minuten Fussmarsch“ entfernt, zum Glueck schickte er mir per SMS unfehlbare Wegbeschreibungen. Leider war die Strecke aber komplett bergauf. Egal, ich war so auf 180, das tat fast gut, sich noch mal auszupowern, so nachts halb zwei, mit Koffer und Rucksack…Immerhin kostete dann das Hotelzimmer nur noch 130 Franken fuer die verbleibenden 4.5 Stunden Nachtruhe… Aber zurueck zum Essen – da mir klar war, dass das schwierig werden wuerde, hatte ich mir gestern liebevoll Brote geschmiert und leckeres Tofu-Weisskraut-Glasnudel-Gemuese hergestellt, zusammen mit den Resten von Brilles Apfelkuchen waehnte ich mich gut vorbereitet fuer den ersten Tag. Waere ich bestimmt auch gewesen, wenn ich das Essen nicht im Kuehlschrank zu Hause vergessen haette.
Fruehstueck fiel wegen Uebermuedung aus, Mittags folgte ich einfach der Herde zur Mensa und liess mir das vegetarische Menue geben – Ravioli mit Lachs und Sahnsosse. Nun ja. Immerhin reichte mein Franzoesisch aus, um den Extra-Kaese auszuschlagen. Abends schlenderte ich in die Altstadt (sprich: kraxelte einen kopfsteingepflasterten Berg hinauf) und hatte so gar keinen Appetit – waehrend des Mittagessens hatte ich naemlich mit wirklich grossem Neid auf den Teller eines Einheimischen geschaut, der die Salatbar gefunden und gepluendert hatte und dessen Tellerfuellung viel leckerer und bunter aussah als meine Sahneravioli (und Tofu hatte er auch!). Na, jedenfalls hatte ich keine Lust auf komplizierte Bestellungen in einer mir nicht wirklich vertrauten Sprache, also endete ich irgendwann bei McDonald’s – wo es Ebly-Salat mit Melone gab! Richtig lecker und vegan! Tja, man muss einfach immer offen fuer was neues sein 😉
(Friederike schickte den beitrag per Mail, ich hab ihn für sie gepostet)