Nach einem sehr erfolgreichen Freitag (iMac bekommen und erster Schritt in Richtung Bachelorarbeit) freute ich mich sehr auf Samstag, denn unser erster WG-Ausflug (ini dieser Runde) stand an: Weinverkostung im Yarra Valley.
Wie es bei acht Leuten wohl kaum anders geht, kamen wir etwas verspätet auf die Straße. Rohan (Kanada) hatte am Morgen einen Van gemietet, in dem wir alle Platz fanden. Nach ca. 45 min Fahrt kehrten wir bei der Coombe Farm ein. Das Wetter war herrlich und wir wurden sehr angenehm begrüßt. Wir platzierten uns auf einer sehr schönen Terrasse, von welcher man das gesamte Weingut bestaunen konnte. Wenn ich mich richtig erinnere, ging es mit einem blanc de blanc los (eine Art Champagner), danach kam irgendwas mit, anschließend Arneis, dann Chardonnay, dann ein Rosé, dann wechselten wir zu Pinot Noir, dann Merlot, dann noch irgendwas Rotes (DER Wein von der Hochzeit von Will und Kate!) und abschließend ein sehr süßer Wein, dessen Name ich vergessen habe. Die Inhaberin des Weingutes erzählte uns sehr viel über die Herstellung von Wein, australischen Wein und nette Anekdoten. Sofern es zum Wein passte, wurde uns auch Knabberkram gereicht. Wir wurden also von vorn bis hinten verwöhnt und ich sollte vielleicht erwähnen, dass dies alles kostenlos war! Wir gingen natürlich nicht mit leeren Händen, sondern legten zusammen und gönnten uns Chardonnay. Es war einfach herrlich: die Sonne, der Wein, nette Leute und der Gedanke, dass das erst das erste Weingut war.
Danach fuhren wir zu einem Weingut, was gleichzeitig eine Käserei betreibt. Wir durften also zuerst Käse verkosten und dann nochmal Wein. Der Wein dort war bei Weitem nicht so gut wie auf der ersten Farm (was sicherlich auch daran lag, dass wir im Stehen verkosteten, der murrige Mann uns nicht viel erläuterte und keine Terrasse weit und breit zu sehen war). Der Käse war jedoch wirklich gut: viel frischer Käse und nur ein Hartkäse.
Danach ging es zur Cidre-Verkostung. Auf dem Weg dorthin passierte, worauf ich schon lange wartete. Rohan war unser Fahrer und fuhr schnurstracks auf der rechten Seite. Nach ein paar Sekunden bemerkte es der Rest und wir brüllten alle uni sono: ‚LEFT!‘. Es war halb so schlimm, da weit und breit kein Auto zu sehen war, aber kichern mussten wir trotzdem. Ich muss aber sagen, dass man sich sehr schnell an den Linksverkehr gewöhnt. Man muss sich nur einmal klar machen, dass es eben genau anders ist, als man als Kontinentaleuropäer erwartet.
Endlich angekommen. Man bot uns leckeren Apfel, Birnen sowie Apfel-Birnen-Cidre an und der war so gut, dass wir beschlossen, auch davon etwas mitzunehmen. Als wir erfuhren, dass dort auch Wein hergestellt wird, durften wir den auch noch verkosten (ca. vier weiße und fünf rote Weine). Im Verkaufsladen prasselte ein Feuerchen, obwohl es warm genug war. Egal: herrliches Ambiente und wir fragten Passanten, ob sie nicht mal ein Gruppenfoto von uns machen könnten.
Danach ging es zu einem Weingut, auf dem auch Kleinkunst zu bestaunen war. Erneut acht bis neun verschiedene Weine, die selbstverständlich köstlich schmeckten. Ich wurde mir immer mehr bewusst, dass ich Chardonnay mag und verkostete alle Preisklassen: $20 je Flasche (das ist übrigens Normalpreis), $30 je Flasche und $50 je Flasche. Leider schmeckten sie mit zunehmendem Preis in der Tat immer besser. Was heißt leider? Ist ja schön… 🙂
Es ging langsam auf 17:00 zu, so dass wir uns den Plan fassten, auf dem nächsten Weingut eine Flasche zu kaufen und den Sonnenuntergang zu bestaunten. So taten wir es also: nach der üblichen Verkostung gönnten wir uns einen Chardonnay und rückten uns eine Bank auf einer herrlichen Wiese zurecht. Das Weingut war gerade am Schließen und man vertraute uns die Gläser (4 Stück für $100) an, mit der Bitte, sie doch einfach vor die Terrassentür zu stellen, wenn wir gingen; man sollte nochmal daran denken, dass wir acht Studenten waren, die bereits eine nicht zu vernachlässigende Menge Wein getrunken hatten; ein sehr nobler Vertrauensbeweis, wie ich finde. Mit dem Sonnenuntergang genossen wir den Wein und freuten uns unseres schönen Ausflugs. Uns wurde bewusst, dass es uns sehr, sehr gut geht und es folgte eine sehr besinnliche Stille.
Natürlich kam es, wie es kommen musste: ein paar wollten die Gläser mitnehmen, aber die Mehrheit siegte (zum Glück). Es gehört sich einfach nicht, das zu tun. Da bringt man uns schon so viel Vertrauen entgegen, dann ist es einfache eine Sache des Respekts und Anstandes, das zu tun, worum man freundlich gebeten wurde.
Gegen 20 Uhr (und zwei Stopps am Straßenrand…. nicht wegen mir!) kamen wir wieder in unserem Haus an und waren erholsam k.o. von dem schönen Ausflug. Es folgte ein ‚Food-Fest‘: jeder legt alle verwertbaren Lebensmittel, die er hatte, auf den Tisch und daraus wird etwas gekocht. Daraus entstanden eine Kürbissuppe und Nudeln mit internationaler Tomatensauce. Mir fiel ein, dass noch Kaffee vom Frühstück übrig war, also machte ich spontan einen Kaffee-Smoothie.
Ein Tag, an dem uns bewusst wurde, dass wir es sehr gut haben – und uns dessen bewusst sein sollten.
Heute machte ich mich auf den Weg zum Melbourne Museum, dem größten Museumskomplex der südlichen Hemisphäre. Nach einer sehr angenehmen Führung pickte ich mir die Ausstellungen ‚Mind & Body‘ sowie ‚Evolution of Victoria‘ an (es gibt zu so gut wie allem eine Ausstellung). Übrigens hat man als Student zu den allermeisten Ausstellungen freien Eintritt! Das finde ich einfach klasse! Das Museum ist wirklich unbeschreiblich groß und herrlich gelegen: direkt gegenüber vom alten ‚Royal Musuem‘, was übrigens Weltkulturerbe ist. Es ist sehr auf Interaktivität bedacht und eines der beeindruckendsten Exponate ist in Zusammenarbeit mit dem ZKM in Karlsruhe entstanden: ein kleines 3D-Kino, in dem man einen Vulkanausbruch live erleben kann. Beeindruckend ist auch das vollständige Skelett eines jungen Blauwals, der ’nur‘ 17m lang ist. Er wurde 1992 in Victoria an den Strand gespült und man hat ihn als Exponat in das Melbourne Museum geholt. Diese Tiere sind einfach unglaublich; man kann es nicht beschreiben. Nur unweit vom Wal liegt ein ‚Giant Squid‘ und man sieht ein Video wie ein Wal einen Squid fängt und frisst: das lässt die menschliche ‚Nahrungsjagd‘ etwas erbärmlich erscheinen: Kühlschrank auf, Futter raus…
Heute Abend machen wir Crêpes und dann geht ein Wochenende voller neuer Erfahrungen zu Ende 🙂
na dir geht es ja wirklich gut. Mit deiner WG hast du ja offenbar einen echten Glücksgriff getan.
Tja, muss ich dich da nun doch noch besuchen kommen?!
du siehst glücklich aus auf dem gruppenfoto 🙂