Nun bin ich also 23. Vielen lieben Dank an dieser Stelle an alle, die mir gratulierten. Es ist wirklich schön, wenn man Glückwünsche aus der Heimat erhält. Mir ist übrigens aufgefallen, dass dies mein dritter Geburtstag außerhalb von Deutschland war.
Um halb Sieben wurde ich von meinen Mitbewohnern mit Muffins, Wunderkerzen und Sekt geweckt – das ist hier Tradition. Das war natürlich auch ein schönes Erlebnis, denn ich bin echt froh, unter so netten Leuten zu leben; ein Auslandsaufenthalt hängt so unglaublich davon ab, mit welchen Menschen man zusammenlebt – das kann man kaum überschätzen.
Nach der Uni ging ich mit Rohan einkaufen, um ein Abendessen zu kochen. Ich hatte ein Rezept für ein Lammcurry mit Kartoffeln und Spinat herausgesucht und dachte mir, dass ich Rohans Kochkünste sowie seinen indischen Familienhintergrund ausnutze. Das sollte sich als sehr gut erweisen. Als Beilage gab es Reis und Kürbisspalten nach dem Rezept von Jojos Eltern. Nach langer Vorbereitung saßen dann endlich alle am Tisch – wir waren ’nur‘ 6, da hier momentan Zwischen-Semesterferien sind und daher einige aus dem Haus auf Reisen sind. Es war ein sehr, sehr schönes Abendessen mit viel zu viel Essen.
Am Abend vor meinem Geburtstag waren wir erneut bei einer Trivia Night – ein Quiz in einem Pub, bei dem man Fragen zum Allgemeinwissen beantwortet und dann einen Jackpot knacken kann. Zu unserer großen Überraschung wurden wir Erster und hatten somit einen $50 Getränkegutschein sicher. Ich sollte die Jackpotfrage beantworten, scheiterte jedoch (‚In welchem Jahr fanden die letzten olympischen Spiele der Antike statt‘). Nichtsdestotrotz entschieden wir uns dafür, den Gutschein einzulösen und feierten also in meinen Geburtstag hinein.
Am Samstag wollte ich mir zunächst selbst ein Geschenk machen und kaufte mir dieses Buch (jedoch als Hardcover). Danach meinte Rohan aus Spaß, dass wir ja heute das AFL (Australial Football League) schauen müssten – das sei ja schließlich ein riesiges Event in Melbourne. Zumal das Finale in Melbourne stattfand und Hawthorn (Stadtteil von Melbourne) gegen Sydney antrat. Also sagte ich, dass wir eben zum Federation Square fahren müssten, um es zu schauen. Gesagt – getan! Das Wetter war mal wieder typisch für Melbourne: 30 Minuten Regen, 30 Minuten herrlicher Sonnenschein im Wechsel. Zusammen mit wer weiß wie vielen schauten wir also am Federation Square, einem herrlichen Platz direkt am Yarra und in Sichtweite des Stadtions, das große Finale. Auf dem Weg dorthin hatten wir sogar einen Fanschal der Hawthorn Hawks gefunden (@Friedi: hat exakt die Farben von Vallivue High…). Leider reichte es am Ende nicht ganz für Sydney, aber packend (haha!) war es allemal. Während der Halbzeit erfuhren wir, dass im Anschluss an das Spiel zwei Bands kostenlos im Stadion spielen würden. Die Entscheidung war klar: nichts wie hin! Ich war noch nie in einem Stadion, in dem 100000 Menschen einen Platz finden können und war wirklich beeindruckt! Es spielten ‚the temper trap‘ sowie ‚Paul Kelly‘ – zwei australische Bands, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Die Atmosphäre war wirklich einzigartig und vor allem friedlich – zu meiner Überraschung. Im Anschluss an das Konzert folgte eine weitere Überraschung: das Siegerteam, die Sydney Swans, kamen zusammen mit dem Pokal ins Stadion und ließen sich nochmals feiern. Das war natürlich irre!
(Bilder folgen)
Heute stand das Rugby-Finale an. Erneut Sydney (Bulldogs) gegen Melbourne Storm. Dieses Mal schauten wir jedoch von der Couch zu Hause und Melbourne war der Gewinner. Bis vor zwei Wochen hatte ich weder ein AFL noch ein Rugby-Match gesehen und ich muss echt sagen, dass ich keine anderen Sportarten kenne, die dermaßen auf Körperkontakt ausgelegt sind. Während beim Fußball jedes Foul von einer großen Diskussion begleitet wird, schauen beim Rugby die Schiedsrichter hilflos zu, wenn sich riesige Muskelpakete mal eben an die Gurgel gehen – for real!
Leider gab es am Ende der letzten Woche auch furchtbar erschreckende Nachrichten. Am Freitag vor acht Tagen verschwand eine 29 Jahre junge Frau von einer Hauptstraße namens Sydney Road, welche direkt hier um die Ecke ist. Sie war nachts auf dem Weg nach Hause von einem fremden Mann angesprochen worden. Am vergangen Donnerstag sagte ebendieser Verdächtige aus, wo die Frau zu finden sei. Im Nordwesten von Melbourne fand man die Leiche. Vor ihrem Tod wurde die Frau vergewaltigt. Als ich am Freitag mit Rohan einkaufen war für mein Geburtstagsessen sahen wir die Zettel an den Laternen, auf denen um Mithilfe bei der Suche nach der Frau gebeten wurde. Ich hatte Gänsehaut, denn kurz zuvor hatte ich von ihrem Tod erfahren. Die Frau lebte nicht weit von unserer WG. So eine Tat ist einfach unfassbar in ihrer Abscheulichkeit.
Heute Abend steht mal wieder ein Family Dinner an und danach beginnt eine neue Woche – in der hoffentlich weniger negative Ereignisse zu verzeichnen sind.
Kam erst jetzt dazu, mal die letzten 3 Einträge zu lesen. Wie immer – sehr nett zu lesen! Weiter so!
Beim Kaffeebeitrag musste ich schmunzeln, denn so wurde früher ja auch Kaffee gebrüht. Weiß gar nicht, aber ich glaube, die Eltern haben noch so einen Porzellanfilter. Den kannste ja dann möglicherweise nutzen, wenn du wieder da bist. Sehr wahrscheinlich liegt aber auch viel daran, welchen Kaffee man nimmt. Aber da kannste dir ja welchen von Deiner Tante wünschen. Wir haben hier einen sehr guten Kaffeeladen, wie du weißt… Dein Cousin sagt bu, bfffffff, blllffft, bu dazu, also wirds stimmen! 😉 😡