Am Samstag war ich damit beschäftigt, mich mit dem Melbourner Nahverkehr auseinanderzusetzen. Sehr positiv aufgefallen ist mir das Bezahl-System. Es gibt eine sogenannte ‚Myki-Card‘, die man an einen Entwerter hält, sobald man ein öffentliches Transportmittel betritt. Verlässt man es, hält man die Karte wieder dran und dann wird der entsprechende Betrag abgezogen. Aus deutschen Großstädten bin ich ‚Zonen‘ gewöhnt, bei denen man eine recht lange Eingewöhnungszeit hat und wenn ich von einer langen Zugfahrt komme, habe ich selten den Nerv, mich damit hinreichend lang zu beschäftigen, so dass ich immer die günstigste nehme, was bisher glücklicherweise immer funktionierte. Hier wird einem das Denken durch die Myki-Card abgenommen und nun kann man sicherlich Für und Wider anbringen, aber in meiner Situation am Samstag war es genau richtig. Deutlich schlechter ist hier jedoch die Information zu erhalten, an welcher Haltestelle man ist. Sämtliche Transportmittel haben Nummern, die Haltestellen auch, was noch nicht das Problem ist. Das Problem ist, dass diese Nummern weder angezeigt noch angesagt werden. Da die Haltestellenschilder auch recht klein sind, muss man sich also entweder gut auskennen, aufmerksam sein oder nette Australier mit Smartphone befragen… Letztendlich habe ich aber den Verkäufer des Rades gefunden (über dieseWebsite übrigens), nett mit ihm geschwatzt, ihm $65 in die Hand gedrückt und bin nun Eigentümer eines Mountainbikes mit Korb am Lenker – äußerst praktisch. Meine beiden Fahrräder vermisse ich natürlich sehr,
zumal hier wirklich fast jeder Singlespeed/Fixie fährt, weil es sich bei den Straßen einfach lohnt.
Am Sonntag machte ich mich auf den Weg zum Royal Melbourne Zoo, der knapp 400 m von unserem Apartment entfernt ist. Ich war kurz nach Öffnung da, schluckte kurz bei dem Eintrittsgeld von $20,20 (ermäßigt), aber freute mich, dass es so erfreulich leer war. Der Zoo ist sehr liebevoll gestaltet und wirkte sehr anders als deutsche Zoos. Warum? Das ist schwer zu beschreiben, aber amerikanische Nationalparks sind auch gänzlich anders als deutsche und so ungefähr ist das mit dem Zoo. Da ist beispielsweise die Lebensgeschichte dieser und jener süßen Robbe beschrieben, die vom Strand gerettet wurde, weil sie fast im Müll erstickt wäre. Daraufhin gibt es nun die Initiative ’seal the loop‘, welche darauf aufmerksam macht, dass man seinen Müll wegwerfen soll. Das wird dann auch so inszeniert, dass beim öffentlichen Füttern der Robben diese selbstständig Müll aus dem Wasser fischt und in den Mülleimer schmeißt; und das vor den Augen von knapp 200 Kindern. Über so etwas lächelt man in Deutschland sehr
gern, aber – und das ist ein stark betontes aber – es ist keinesfalls verkehrt. Und so hat nahezu jedes ‚beeindruckende‘ Tier eine eigene Zoo-Initiative, die versucht, dieses und jenes besser zu machen (bei den Sumatran Tigers wird beispielsweise darauf hingewiesen, dass ihr Lebensraum
wegen palm-oil-Plantagen abgeholzt wird und man wird aufgefordert, ein Produkt, welches man regelmäßigverwendet, das palm oil enthält, von seiner Einkaufsliste zu streichen – ‚Ihr Beitrag zum Erhalt des Tigers!‘). Solche Initiativen gibt es im angelsächsischen Raum des öfteren und ich bin mir nicht wirklich bewusst, dass es etwas Vergleichbares in Deutschland gibt. Kennt ihr ähnliches?Keinesfalls wollte ich die Koalas verpassen. Bei denen gibt es jedoch nicht viel zu verpassen, denn sie schlafen 20h am Tag – großartig! Was für ein Leben! Sie sind so unglaublich auf Eukalyptus spezialisiert, dass sie nicht mal irgendwas trinken (Koala, so lernte ich, heißt ‚don’t drink‘), sondern wirklich nur Eukalyptus futtern. Gegen 11:00 war jedoch Fütterungszeit und der Wärter, welcher meiner Vorstellung eines menschlichen Koalas recht nahe kam, weckte sie auf. Dann bekam jedes der vier putzigen Tierchen zwei große Äste, dann konnte man Fragen stellen und nach einer guten halben Stunde schliefen sie wieder. Der Wärter sagte, die Tiere seien unverwüstlich. Die krallen sich einfach am Baum fest und hängen dort – ob es nun regnet, windet oder die Sonne scheint. Und ja, sie sind so niedlich, wie man sie von Bildern kennt, und dabei erstaunlich klein (40-50 cm hoch).Von vielen der australischen Tiere hatte ich vorher noch nie etwas gehört, und ich habe auch viele der Namen nicht behalten, aber sie sahen
alle so aus, als würden sie aus dem australischen Outback stammen: Die Kängurus waren sehr faul und ruhten sich nur aus. Das Schnabeltier war äußerst aufgeregt. Die Wombats sind viel größer als erwartet. Wallabys sind äußerst niedlich und, und, und.Insgesamt ist es ein wirklich sehr schöner Zoo und ich lernt, dass Melbourne noch einen weiteren Zoo betreibt, welcher jedoch ein Freigehege ist und ca. 1.5h außerhalb von Melbourne liegt. Vielleicht klappt es ja, dass ich mit ein paar Leuten aus der WG dorthin fahre.
Am Sonntag war unser erstes ‚family dinner‘. Es ist der Abend, an dem kein ‚Fremder‘ eingeladen werden darf, sondern alle neun aus der WG zusammen Abendbrot essen. Ich fand es sehr, sehr schön, da es ja nun mein erster Sonntag war und ich mit den Leuten hier ja wirklich den meisten Kontakt habe. Außerdem vermisst man die Lieben zu Hause ja nun doch ab und an… Ich hatte mir vorgenommen, einen Kuchen zu backen und das hat auch halbwegs funktioniert: unbekannte Küche, unbekanntes Rezept, unbekannte Kuchenesser. Aber wie so oft zählt halt der Wille und als dann etwas übrig blieb und am Montagmorgen weg war und ich auf der Küchentafel ‚Kickass cake – thanks man‘ sah, merkte ich, dass es wirklich alles nette Leute sind, mit denen ich hier wohne.An der Uni geht es für mich in dieser Woche unverändert weiter: paper und Bücher lesen. 🙂
vielen Dank für deinen intressanten Beitrag.Du bist so weit weg und doch auch wieder so nah. Eine feine Woche mit deinem Drahtesel wünschen DIR deine Großeltern
dass die Tiere auf sich aufmerksam machen, war doch schon im Film wilde tiere mit john cleese so. allerdings waren da die tiere alle gefääääährlich! 😉 schade, dass der zoo so teuer ist, sonst könntest du dort öfter weilen. ich fand ja die bilder der elefanten schick. die haben ja richtige frisuren. mehr haar als elmar, hihi.
hey – das klingt nett, was du schreibst. hoffe, es geht dir auch richtig gut und du bist nicht allzu heimwehig. bin stolz auf dich, dass du so viel unternimmst im leben! später will man dann irgendwie nicht mehr so gern weg und bleibt lieber in heimischen gefilden. ging mir zumindest so.
sei geherzt
h
also mir scheint es als seien koalas perfekte haustiere! sehr, sehr fein! mitbringen!