Da sind wir nun in Bali und die Zeit verfliegt wie immer im Urlaub viel zu schnell.
Die ersten 5 Tage haben wir in Ubud verbracht, einer kleinen Stadt, die für ihre Künstler berühmt ist. Wir waren etwas außerhalb in einer kleinen Villa-Anlage, in der wir ein wunderschönes Häuschen hatten mit eigenem Pool, den wir wegen der echt tropischen Temperaturen auch oft genutzt haben.
Das Badezimmer war offen und mit vielen Pflanzen ein echter Traum.
Direkt vor der Anlage begannen die Reisfelder. Überhaupt hat es den Anschein, als ob in Bali jeder Quadratzentimeter Land entweder durch Reis (oder auch mal anderes Gemüse) genutzt wird oder aber bebaut ist.
Meinen Eindruck von dem Land kann ich schwer wieder geben. Zum einen hatte einer meiner Kollegen in Amerika mir vorgeschwärmt, dass Bali der spirituellste Ort der Erde sei, an dem er je gewesen sei (er ist Inder, der schon in vielen Ländern gelebt hat). Dann haben wir durch Gespräche mit Einheimischen und natürlich auch aus der Reiseführerlektüre viel gelernt über die Bedeutung der Religion. Es ist unglaublich, wie viele Regeln und Bräuche es hier einzuhalten gilt. Aber die Tempel wirken sehr „unspirituell“ auf mich. Die sehen für mich (Ignorantin) alle ziemlich gleich aus und nicht mal sonderlich adrett. Es sind gräuliche Betonanlagen, die wenig her machen (verglichen z.B. mit den üppig ausgestatteten Tempeln in Indien oder Thailand). Wir haben auch so eine klassische Wohnanalge einer balinesischen Familie besucht, dort gehört natürlich auch ein Familientempel (der auch wieder aussieht wie die anderen Tempel) dazu. Nach komplizierten Regeln ist festgelegt, wer in welchem Haus wohnt – die Verantwortung geht dort auf den jüngsten Sohn über, wenn das Familienoberhaupt verstirbt. Apropos sterben, das ist eines der groeßten Probleme hier: Trauerfeierlichkeiten sind extrem aufwändig und teuer für die Familien. Es wird jahrelang darauf gespart, die Toten werden vorübergehend schon mal beerdigt und dann zu gegebener Zeit zur Zeremonie wieder exhuniert. Überhaupt sind die ganzen regligiösen Feierlichkeiten sehr teuer. Der Fahrer, der uns gestern und heute herumkutshcierte, erzählte uns ein bisschen davon. Er ist eigentlich auch noch Bauer, fährrt nur zur Aufbesserung der Familienkassse (für die Zeremonien-Finanzierung) auch noch Taxi.
Die Dörfer rund um Ubud sind sozusagen spezialisiert auf eine Kunstart: da gibt es ein Maler-Dorf, ein Korbflechterdorf oder aber ein Schnitzerdorf. Das letztere war besonders interessant: dort gab es in jedem Haus eine Shnitzwerkstatt und jede war auf eine spezielle Schnitzerei spezialisiert: eine auf afrikanische Masken, eine auf amerikanischen Indianer-Kitsch, andere auf Weihnachtsschmuck oder aber buddhistische Kunst (Bali ist weitestgehend hinduistisch). Ich hatte den Eindruck, dass offenbar sämtliche Souvenirgeschäfte dieser Erde aus Bali beliefert werden. Es wird auch sehr viel für den Export gearbeitet , vermutlich sogar ausschließlich. Das Städtchen Ubud selbst ist total auf Tourismus ausgerichtet und verfügt über dermaßen viele Geschäfte mit „Touri-Waren“, wie man sich kaum vorstellen kann. Aber immerhin waren viele davon wirklich sehr unterschiedlich. In Thailand gibt es ja sozusagen in jedem Laden, an jedem Stand das selbe, hier waren doch sehr große Unterschiede zu sehen. Ich hatte als Einkaufsziel eine Hülle für meinen Kindle, weil ja mein Filzexperiment „etwas“ schief gegangen war. Das Einkaufsziel wurde erreicht, allerdings nicht mit einer traditionellen Bali-Tasche, wie sie mir vorschwebte.
Abends gingen wir dann auch zu einer Gamelan-Orchester-Vorführung mit klassischem balinesischem Tanz.
Ubud selbst war in heller Aufregung, weil grade ein Hollywood-Film gedreht wird. Julia Roberts is in town. Heute war auch die halbe Stadt wegen der Filmaufnahmen gesperrt.
Wir haben einen netten Ausflug gemacht – eine Öko-Radtour. Dafuer wurden wir zunächst mit einem Kleinbus auf einen Berg gefahren, wo wir mit Blick auf einen Kratersee und zwei (aktive) Vulkane frühstückten.
Das, was auf dem Foto wie Schatten aussieht (am vorderen Vulkan), ist schwarze Lava vom Ausbruch 1926.
Dann ging es 25 km bergab (hier ein Beweisfoto, dass ich wirklich dabei war mit Rad und so).
Einen Stopp gab es noch an einer Kaffee- und Gewürzplantage. Wir verkosteten auch einige Tee- und Kaffeesorten, das war sehr interessant. Und wir haben die Tiere gesehen, die auf den Kafeeplantagen den Luwak-Kaffee produzieren. Die fressen die Kaffeebeeren und scheiden die Beeren dann wieder aus, nur etwas enzymatisch behandelt. Der aus dem Kot geklaubte Kaffee gibt dann den teuersten Kaffee der Welt. Die Radtour war sogar für einen Sportabsstinenyler wie mich schaffbar – die echten Radsportfans legten auch die letzten Kilometer bei 35° per Rad zurück, soclce Memmen wie ich wählen dann die schonende Option „Minibus“. Der abschließende Lunch war sehr delikat.
Überhaupt Essen…. also bislang bin ich insgesamt vom Essen auf Bali wenig beeindruckt. Die absolute lokale Top-Spezialität mundet mir nicht so ganz: geräucherte Ente. Die Zubereitung ist mir noch nicht ganz klar, auf alle Fälle kam die Ente mit Kopf lauwarm auf den Tisch. Und das kühle Entenfett war nicht so ganz mein Fall. Das Entlein war auch ein eher zierliches Tierchen und wurde mit einem lustigen Gemüse und natürlich Reis serviert.
Als wir im botanischen Garten waren, bekamen wir von den Arbeitern dort etwas von ihrem Lunch ab, das war sehr lecker: eine Art Kartoffelpuffer mit ganz viel Zwiebeln und Chilis drin. Ansonsten sind die Speisekarten hier mit lokaler Küche sehr übersichtlich. Und ich mag im Auslandsurlaub einfach kein Schnitzel oder Pizza essen….
Der botanische Garten ist aber auch noch ein paar Sätze wert. Der wurde 2006 von einem Deutschen agelegt und kostet horrenden Eintritt für hiesige Verhältnisse. Allerdings wirkt die ganze Anlage, als ob sie viel, viel älter ist. Sisyphos würde auf bali bestimmt auch dazu verdammt , einen botanischen Garten zu pflegen. Das wuchert ja derartig üppig hier, die kommen da gar nicht hinterher mit der Hege und Pflege des Gartens. Aber auch die ganzen Wegeinfassungen sind schon dermaßen verwittert, dass man es kaum glaubt, dass der Garten erst 3 Jahre alt ist.
Dann sind wir für 3 Tage in die Berge gefahren – es ist auch gleich deutlich kühler und die Bergkuppen sind wolkenverhangen. Die Wolken wabern hier herum und verändern die Aussicht von Minute zu Minute. Die Faht war schön, durch vielfältig genutztes Ackerland mit wunderschönen Aussichten. Ich hoffe auch noch drauf, dass wir den spektakulären Blick übers Meer bis nach Java vom idyllischen Hotelpool aus zu sehen bekommen. Zunöchst sind da nur Wolken und Nebel. Das Hotel ist auf einer Kaffeeplantage und sehr neu und auf offenbar zahlungsfreudige öko-orientierte Touris aus. Die Preise sind recht europäisch, für die Spa-Anwendungen sogar etwas teurer als bei uns daheim.
Nun sind wir schon den zweiten Tag an der Küste in einer riesigen Villa, die einem Holländer gehört und die erst diesen Sommer gebaut wurde. Das Haus ist derartig riesig und das zugehörige Grundstück auch. Das Grundstück geht direkt in Strand mit schwarzen Sand über und dann ist da einfach nur noch ganz viel Meer.
Reichlich gewöhungsbedürftig ist für mich noch der Umstand, dass so eine Villa natürlich mit Personal daher kommt. Wir haben also eine junge Frau fürs „Housekeeping“, einen Gärtner und einen Security-Mann. Die Arbeitszeiten dürfen wir aber wohl frei festlegen, so dass es viel Freizeit geben wird für die Leute.
Aber ansonsten ist diese Villa hier der Traum in Tüten für die Art von Urlaub, die ich mir so dringend wünschte zum Batterienaufladen: einfach nix tun. Fuer nichts verantwortlich sein, sich um nix kümmern müssen, einfach nur faulenzen und „abhängen“. Heute morgen habe ich im Pavillon gesessen und im Sonnenaufgang einem Fischer zugesehen, der seine Netze am Strand auswusch. Und morgens um 6 schon mal im Pool ne Runde zu drehen, hat auch was (da ja das Wasser auch ausreichend warm ist).
Gute Dienste beim Faulenzen leistet mir mein Kindle. Hier ist prima Empfang, ich habe morgens auch die neueste Frankfurter Allgemeine (und vor allem genügend Zeit, diese auch mal ausführlich zu lesen). Ich habe schon 3 Bücher gelesen und mir auch gleich die Testseiten des Buches angeschaut, das da im Moment mit Frau Roberts auf Bali verfilmt wird („Eat, pray, love“ heißt das Werk). Und es ist wirklich so, dass man ohne Probleme stundenlang lesen kann, auch im hellen Sonnenlicht. Das Halten des Kindle ist sehr bequem und da ich ja im wesentlichen auf Strandliegen oder im Pavillon auf Kissen hingestreckt rumlümmele, ist auch das einhändige Umblättern sehr komfortabel.
Stricken in Bali
Es wird viel gehäkelt in Bali. Germe sitzen die Frauen in ihren Buden und häkeln an den Tops und Tsichdecken, die dann verkauft werden. In unserem Hotel sagte einer der jungen Kellner und der Hotelmanager, dass sie stricken würden. Letzterer sieht Stricken als Erholung und Meditation an und hilft seiner Frau immer beim Stricken. Die Gattin würde Muster im Internet downloaden und er würde beim Übersetzen helfen usw.
Ich habe auch schon Einiges gestrickt: 3 Paar Socken u.a. Aber die Fertigstellung der Strickstücke wird dadurch behindert, dass ich meine Schere mitsamt ihrer Hülle und meiner Nadel zum Fadenverstechen verloren habe. 28 Jahre hatte ich das kleine Etui und es hat mich wirklich überall hin immer begleitet. Es gibt sehr, sehr wenig Hoffnung, dass es doch noch irgendwo in unserem Gepäck versteckt ist. Nur das erste Paar Socken wurde noch vor dem Verlust fertig.
schön von euch zu hören! die bilder sehen ja toll aus – und ne ökofahrradtour zeichnet sich durch die benutzung eines automobils für die erste wegstrecke aus? ach stimmt, damit ihr beim fahrradfahren nicht so viel CO2 ausatmet… 😉
dann viel spaß beim erholen!
Ach, ich hab ja so gewartet …. danke für diesen tollen und ausführlichen Bericht. Mensch, gehts euch gut da! Genießt jede Minute, so schnell ist das wieder vorbei! Liebes Grüßle!
Na wenn das mal nicht klappt mit dem Batterie aufladen dann weiß ich auch nicht. Traumhaft schöne Lamdschaft. Vielen Dank für diesen tollen Bericht. So kann unsereins auch mal in die große weite Welt schnuppern.
Noch einen schönen Urlaub und viel Erholung.
LG Ilse