Heute ist ja nun schon wieder Freitag, und wir wurden gegen 1 aus unserem fensterlosen Kerker entlassen. Beim Mittag kam dann sogar ein bisschen Sonne raus, fürs Wochenende ist reichlich (VIEL!) Regen angesagt. Als ich vors klimatiserte Haus trat, war ich echt überascht, wie warm es draußen ist. Ich bin dann mal zum Wollegeschäft gefahren, in dem morgen das öffentliche Stricken abgehalten wird. Das war auch sehr nett. Der Laden sah von außen gar nicht so einladend aus, aber innen entpuppte er sich als wunderbar. Wo ich meinen Samstag zubringe, ist damit geklärt.
Dann war ich noch ein bisschen einkaufen – die Wünsche vom Frollein Tochter und von der bessern Hälfte noch erfüllt… jetzt dürfte es langsam eng werden in meinen Koffern.
Das Umherfahren im Sonnenschein wr richtig schön. Die Gegend hier ist sehr gepflegt, es gibt sehr viel grün in den Wohnvierteln. Es sieht alles so aus wie der Bahnhof von Hillsdale.
Der ist direkt gegenüber vom o.g. Wolle-Laden. Dieser Stil ist irgendwie sehr typisch hier – ich rieche dann sofort diese ebenso typischen amerikanischen Aroma-Kerzen (oder Raumdüfte, was auch immer). So ein bisschen süßlich-blumig-vanillig.
Die Häuser sind oftmals sogar bestimmt 100 Jahre alt, zumindest der Baumbestand in den Vorgärten ist es. Die Häuser, die neu gebaut sind, werden auch nur aus Holz zusammengeschustert und dann mit dicken Wackersteinen verkleidet, dass sie wie Trutzburgen aussehen. Diesen Häuserstil liebt man auch in den Suburbs von Toronto. Sehr anders als das deutsche Eigenheim.
Auffallend ist ja auch immer diese typische „Vorgarten“- Gestaltung – einfach Wiese und ein paar Bäume. In der einfacheren Variante sieht das dann so aus (hey, das Foto ist während der Fahrt mit dem Blackberry geschossen!)
Die etwas größere Hausvariante sieht dann so aus.
Nun muss ich mal noch ein bisschen arbeiten, dann werde ich einen netten Strickabend verbringen, denke ich.
Ach, eine nette interkulturelle Anekdote kann ich noch erzählen. Irgendwie erwähnte ich gestern gegenüber einer Hongkong-Chinesin und einer Malaysierin, dass ich die Klima-Anlage am 1. Tag ausgeschaltet habe in meinem Hotelzimmer. Die beiden fielen schier in Ohnmacht. (Hey, ich friere hier, es waren ja meist unter 20° draußen…) Jedenfalls meinten sie, dass das doch gefährlich sei wegen der Luft. Aber als ich sagte, dass ich mein Fenster geöffnet hätte, waren sie wieder erstaunt, dass das ginge.Tja, dass wir in Deutschland tatsächlich ihne Klima-Anlage leben (und das durchaus gut), scheint außerhalb ihrer Vorstellung zu sein.
Im Moment sitze ich grade am geöffneten Fenster und beobachte die Wiese vorm Fenster, ob nicht doch die Truthähne vom ersten Tag noch mal vorbeischaue…
… an Atlanta kommen wieder hoch:
Vorgärten mit viel Rasen und ohne Zäune, Sitzrasenmäher und weiß-behandschuhte Menschen darauf, Hotelzimmer MIT Fenstern, die man aber nicht öffnen konnte, King-Size- und Queen-Size-Betten, übelste Gerüche, die sogar durch die Klimaanlage ihren Weg ins Hotelzimmer fanden – Ursprung: eine Papierfabrik (der Geruch prägte sich ein als ekelhaft grünkohlig), kitschig-seifige Hygiene-Düfte in den Hotelgängen, schwer-schwül-warme Sommerabende, Real-Estate-Werbung im TV (schon in den 80er-Jahren), der Luftverquirler unter den Zimmerdecken von Privathäusern, Funeral Homes, die den Abschied von den verstorbenen Lieben in wohlig-angehmer Atmosphäre ermöglichen … und und und …
Danke dir für deine Berichte!
Lese täglich mit …
Viel Spaß noch in deiner endlich freien Zeit!
Hi and see you (mal flapsig gesagt …)
Lukina