Auf mehrfaches Drängen einer einzelnen Person, hier also ein kurzer Erlebnisbericht von der Sommerakademie der Studienstiftung in Salem am Bodensee.
Untergebracht sind wir in der Schule Schloss Salem und zwar tatsächlich im Schloss Salem, wo sonst die Internatsschüler der Mittelstufe untergebracht sind. Die Zimmer sind recht unterschiedlich, je nachdem, in welchem Gebäude man wohnt. So sind die Räume, die das Münster umgeben sehr schön hell und hoch und wie man sich das so vorstellt. In den Nebengeäuden hingegen sind die Zimmer wesentlich kleiner, muffiger und ungemütlicher. Auf keinen Fall das, was ich für die Menge an Schulgeld, das ja viele blechen müssen, erwarten würde…
Die Akademie an sich besteht am Morgen vor allem aus den Arbeitsgruppen. Von 9 – 12 Uhr sind wir auf unsere 7 Projekte verteilt, für die sich jeder im Vorfeld bewerben musste. Die Arbeitsgruppen haben sehr unterschiedliche Themen, das fängt mit Diabetes an, geht über mathematische Beweisbarkeiten bis zur Bedeutung postkolonialer Literatur. Die Juristen haben auch noch ein eigenes Thema, ebenso wie die Physiker. Meine Arbeitsgruppe ist die wohl am buntesten gemischte, wenn man sich die verschienden Studienhintergründe anschaut (Musik, Geschichte, Lehramt, Rhetorik, Bio, Psychologie…alles vertreten). Wir beschäftigen uns mit der Entstehung von Gesellschaften und deren Beeinflussung durch die Evolution; dafür verbringen wir mehr als die Hälfte der Zeit im Affenpark Salem, um die dort fast frei lebenden Berberaffen (Barbay Macaques) zu beobachten. Geleitet wird die Gruppe von Dr. Werner Kaumanns und Prof. Dr. Mewa Singh, ersterer arbeitet mittlerweile am Kölner Zoo, wo er für die Primaten verantwortlich ist, letzterer ist Professor an einer großen Uni in Indien (Mysore).
Was machen wir nun den ganzen Tag? Unabhängig vom Wetter, treffen wir uns kurz vor 9 Uhr, um dann mit den Fahrrädern zum Affenberg zu fahren. Im Affenberg selbst teilen wir uns in kleine Grüppchen auf und suchen uns eine Affengruppe, die zum jeweiligen Gruppenauftrag passt (manche sollen nur Weibchen beobachten, andere die Männchen, wie sie sich untereinander behandeln, andere rennen den Jungtieren hinterher…). Ausgestattet mit Klemmmappe, Fernglas und Stoppuhr machen wir uns dann etwa zwei Stunden lang daran, unsere Objekte der Begierde auf Schritt und Tritt zu verfolgen, was im Affenberg meistens nicht so schwer ist, wei die Affen Menschen gewöhnt sind und ihnen eher desinteressiert gegenüber stehen (v.a., wenn sie kein Popcorn zum Füttern haben).
Zurück im Klassenraum in Salem, tragen wir unsere Ergebnisse vor, wobei die beiden Herren Gruppenleiter eher an unseren Methoden als unseren Beobachtungen interessiert sind. Außerdem muss man höllisch auf seine Wortwahl aufpassen, denn man kann sicher sein, dass man jedes uneindeutige Wort gleich erstmal definieren muss bevor man fortfahren darf ("So, I saw this group of monkeys-" –Wait, can you really say it’s a GROUP? How do you see that it’s a group and that they belong to the same group? – "Fine, I saw a couple of monkeys…"). Manchmal ist es wirklich frustierend und anstrengend, weil wir uns die Theorie komplett selbst erarbeiten müssen (die Profs stellen Fragen "What is behavior" und wir müssen so lange herum raten, bis sie zufrieden sind – das dauert…), aber letzten Endes haben wir eindeutig die Arbeitsgruppe mit dem meisten Spaß, der meisten Bewegung und der wenigsten Theorie erwischt.
So, jetzt machen wir uns gleich auf eine Fahrradtour nach Konstanz – bin ja mal gespannt, ob ich durchhalte – so weit bin ich noch nie auf einem Fahrrad gefahren…Fortsetzung folgt.