Eigentlich sollte ich an meiner Präsentation für die erste Teil-“Verteidigung“ meiner Doktorarbeit arbeiten, aber mein Kopf ist so voller Eindrücke, die muss ich jetzt erstmal noch los werden.
Nachdem der gestrige Abend im und am Swimming Pool ausklang, wollte ich heute gleich so weitermachen. Aber zunächst noch einen kurzen Exkurs, nachdem ich gestern noch nicht den nötigen emotionalen Abstand hatte, um über das größte Drama des Abends zu schreiben: ich hatte meinen Schulring aus den USA verloren! Das Schlimmste dabei war, dass ich ihn nicht mal selbst verloren hatte, sondern ein Kollege, der so nett gewesen war, mir meine Wertsachen (Brille, Kamera, Uhr) an den Pool zu bringen, ohne dass ich ihn informiert hatte, dass mein Ring auch in dem Sammelsurium enthalten war. Für Außenstehende ist das Ausmaß des Dramas vielleicht nicht ganz ersichtig, aber ich trage diesen Ring quasi ununterbrochen seit meinem High School Jahr in den USA, was mittlerweile 9 Jahre und wenige Tage her ist. Das Erstaunliche für mich war, dass ich eigentlich recht gefasst war. Klar, die erste Reaktion war Panik, dann das systematische Ablaufen aller möglichen Verlustorte sowie das Aktivieren der armen Bademeisterfrau, die mir das Schwimmbad noch mal aufschloss. Als sich die Erkenntnis langsam ausbreitete, dass ich ihn nicht mehr finden würde, war eigentlich der vorherrschende Gedanke: Wenn so ein Talisman verloren geht, sollte er in solchen Momenten und an solchen Orten die Flatter machen. Immerhin schafft er damit sozusagen noch eine Verbindung zu diesen schönen Erinnerungen an die Zeit hier und liegt nicht einfach irgendwo im Gulli von Würzburg. Trotzdem war ich natürlich schon ein bisschen melancholisch als ich mich auf den Rückweg zum Gästehaus machte, ich hatte auch meinem Kollegen über ein schlechtes Gewissen, denn er fühlte sich schlecht, obwohl er ja nix dafür konnte. Gemeinsam hatten wir mehrfach seinen Weg abgegrast – im wahrsten Sinne des Wortes, aber das war einfach nur hoffnungslos, denn die Schwimmbadwiese war leider extrem gut gepflegt und macht jedem Englischen Rasen alle Ehre. Also sagte ich allen Gute Nacht….noch ein letztes Mal drehte ich mich um, um den dicken, absolut blickdichten Rasen mit gemischten Gefühlen zu bewundern…und auf einmal lag er da. Eigentlich echt nicht zu sehen, aber irgendwie…! Tataaaaa 🙂
Ende gut, alles gut also. Und als ich heute Morgen 7:45 Uhr wieder in den Pool sprang, war die Welt sowieso wieder in Ordnung. Die Sauna liess ich allerdings aus, ich hatte genug damit zu tun, die nackten Seniorinnenkörper aus der Dusche zu verarbeiten. Das war echt ein Kulturschock, ich hab mich ein bisschen wie in einer RTL2 Doku über das „Wahre Leben der Reichen und Schönen“ gefühlt, denn die Damen stammten offensichtlich aus geordneten Verhältnissen, in denen man mit Gucchi-Badeanzug und Louis-Vitton-Badekappe in den kostenlosen Pool springt. Lippenstift und Kajal durften natürlich ebenfalls nicht fehlen. Und die Körper sahen irgendwie bizarr aus – faltenfreie Oberweiten über sonnengegerbten, mageren Bäuchen und durchtrainierten Gliedmaßen, die allerdings von eindeutigen Alterserscheinungen übersät waren.
Nach diesem sportkulturellen Ausflug ging’s bei den Vorträgen direkt mit Mathe los, gefolgt von Mathe und abgeschlossen mit Robotik…War nix uninteressantes dabei, aber manchmal bin ich einfach ausgestiegen, weil’s zu abstrakt wurde (bzw. ich nicht abstrakt genug denken konnte).