Gestern hatten wir die beiden letzten Lektionen beim Terrorismus-Vorlesenden. Es ging um Irakkrieg und angrenzende Probleme. Was ich gelernt habe ist, dass es absolut keine Prognosen gibt fuer die Zukunft in dieser Region. Wirklich keiner weiss, was dort geschieht bzw. geschehen wird. Und der Vortragende hatte auch Informationen von denjenigen, die die britische Beteiligung am Krieg vorbereitet hatten, die auch gesagt haben, dass keiner irgendwelche Plaene fuer die Zeit nach dem Krieg hatte.
Der Abend war dafuer deutlich erfreulicehr: wir hatten unser formelles Dinner im Peterhouse. Das ist das aelteste noch aktive College (die ersten zwei oder 3 existieren nicht mehr), es ist immerhin von 1284. Und ich trug zwar nicht das kleine schwarze, aber mein kleines weinrotes Samtkleid war definitiv angemessen. Einige unserer Herren waren auch mit Fliege und ordentlichem Abendanzug…. Es ist wirklich immer sehr huebsch zu betrachten, wie aus unserer jeans- und sportkleidungtragenden Bande eine honorable Abendgesellschaft wird. Es ging angemessen mit Champagner im Garten des Colleges los, auch das Wetter war uns hold, es war ein wahrlich lieblicher Abend. Das gepflegte englische Kleingespraech faellt mir immer relativ leicht, weil ich nach der Standardfrage nach meiner Herkunft sofort als Exot betrachtet werde und gruselige Geschichten von hinter dem Eisernen Vorhang zu erzaehlen habe…. Naja, aber auf jeden Fall hat man mit den fremden Menschen, die an dem Dinner teilnehmen, immer ein Gespraechsthema. Ich trage sozusagen die ostdeutsche Fackel durch England.
Die Dining Hall ist ein respekteinfloessendes dunkel getaefeltes Ding. Mein Tischher, der Astronomieprofessor, erklaerte mir aber, dass das nicht das originale Interieur der Dining Hall sei, sondern aus der viktorianischen Zeit stamme. Nun gut, ich werde jetzt einfach mal die Speisenfolge hier abtippen, damit es mal ein bisschen englisches Flair gibt im Blogge:
Home made game terrine with Melba toast
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Baron Philippe de Rothschild Sauvignon Blanc 2002
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Fillet of sole Bonne-Femme
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Roast sliced duck breast with apricot and brandy sauce
Calabrese florets
Caramelised butternut squash
Duchesse potatoes
Bourgogne Hautes Cotes de Beaune, Nicolas Potel 2000
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St. Clement tart with fresh whipped cream and fresh rasperries
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Cheese and bisquits
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Peterhouse Ruby Port
Coffee & mints
Na, klingt das gut? Vielleicht einige Kommentare. Also, die eroeffnende Wildterrine war wunderbar, aromatisch, einfach gut. Die Seezunge, die dann folgte, war nicht unanagenehm, allerdings in einer etwas mehllastigen Sauce. Den Hauptgang haette ich besser ausgelassen: Die Entenscheibchen waren eher zaeh, die Kroketten hatten Mintblaettchen in sich, der Brokkoli war ungewuerzt, der Kuebis war sehr lecker, die Aprikosen und die Apfelsosse zur Ente mundeten mir nicht und die Brandysosse schmeckte auch eher wie von Mutter Maggi. Aber es wurde definitiv wieder besser, der Kaese war superb und auch die Schokolade. Und natuerlich muss ich hier ganz speziell den leckeren Peterhouse-Port erwaehnen. Der soehnte mich auch endgueltig mit dem Hauptgang wieder aus. Der Port war so delikat, dass wir sogar selbstaendig den Toast auf die Queen ausbrachten. Sowas geht einem dann einfach in Fleisch und Blut ueber – kein Port ohne Toast. Und auch der Kaffe war wunderbar – keine englische braune Bruhe, sondern richtig leckerer Kaffee.
Nun ja, den Ausklang des Abends haben wir dann in unserer College-Bar noch begangen, es war eine sehr lustige (und lange) Party. Mal sehen, wie der Astronomie-Prof sich vom Weinkonsum erholt hat, er haelt gleich die erste Vorlesung.