Am Wochenende und am Feiertag habe ich das herrliche Wetter zum Lesen in der Sonne genutzt. Dabei etwas glatt rechts gestrickt…. herrlich. Das Buch, das ich las, ist sehr fesselnd, aber auch sehr bedrückend. Ich hatte dieses Buch auf meiner „zu lesen“ – Liste für mich und das Tochterkind hat mir das Buch zum Geburtstag geschenkt. Passt!
Passend zum Tag der Einheit – ein Buch über den Tod (in Stasi-Gewahrsam) eines jungen Mannes aus der oppositionellen Bewegung in Jena. Das Buch beschreibt sehr differenziert die einzelnen Personen , sucht in den Lebenswegen der Akteure nach Ursachen für ihr Verhalten. Wirklich erschreckend ist, wie dicht das Netz der Spione war, der kleinen Denunzianten. Ich habe mich nie für meine Stasi-Akte interessiert, weil ich gar nicht wissen will, wer aus meinem Umfeld über mich gepetzt hat. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen sollte. Dass ich eine Akte habe, weiß ich sehr genau, weil mich eine Lehrerin darauf ansprach als ich 14 war. An diesem Tag habe ich sehr viel über den Staat gelernt, in dem ich lebte. Diese Lehrerin wusste Dinge aus meiner Familiengeschichte, die ich bis dahin nicht wusste. Es ging um meinen Großvater, der 1950 in Stasi-Haft war (sollte sich jemand für die Geschichte interessieren: in dieser Publikation, S. 86 steht die Geschichte meines Großvaters).
Ich habe es auch erlebt, dass die Eltern einer Mitspielerin aus unserer Streichergruppe ins Gefängnis kamen und sie sich dann um ihre beiden kleinen Geschwister gekümmert hat, bis sie in den Westen ausreisen konnten. Oder … oder…. da waren natürlich noch mehr Geschichten. Ich denke, meine Generation muss auf jeden Fall den Kindern davon erzählen…. denn so nah diese Periode historisch gesehen ist, viel Wissen um die Zeit verschwindet doch.
Ich müsste wirklich mal wieder einige der „Wendebücher“ lesen. Oder auch so einen Klassiker wie „Guten Morgen, du Schöne“ oder „Franziska Linkerhand“.
Das Buch hat mich auf jeden Fall sehr berührt und beschäftigt mich noch. Wer bis jetzt wenig über die DDR weiß – jenseits von „das Brot war billig“ und „alle waren im Kindergarten oder Hort“ – dem kann ich das Buch wirklich empfehlen. Es ist sehr angenehm beschrieben, die Lebensläufe/Geschichten der handelnden Personen werden miteinander verwoben erzählt – aber unterm Strich bleibt ein beklemmendes Gefühl beim Lesen.
Nun runden wir den Beitrag mit etwas Strick-Content ab…. beim Lesen des Buches strickte ich an dem blauen Teil, das auf dem Foto zu sehen ist. Das soll ein Pullover für den Sohn werden, nach der Anleitung „Rift“ von Broolyn Tweed. Ich musste da schon mal so ca. 7cm auftrennen, weil ich zu zeitig mit der Musterung für die Armkugel begann. Nun bin ich bereits dabei, das Rückenteil zu stricken nach der Trennung. Und dann sah ich es irgendwann. Von den 700g Wolle, die ich bestellt hatte, sind offenbar 200g aus einer anderen Charge und der Pullover hat nun einen sichtbaren Farbwechsel. Jetzt liegt das Teil erst mal in der Ecke und wartet darauf, vom zukünftigen Träger begutachtet zu werden, ob er mit dieser Farbdifferenz leben könnte….
Argh.
Aber das kommt davon…. ich hatte mir vor ca. 2 Jahren mal geschworen, nicht wieder bei hobbii zu bestellen. Das Angebot für diese Wolle war dann aber im Frühjahr so günstig…. Ich hoffe, ich habe nun wirklich meine Lektion gelernt.