Ich habe ja schon immer mal gemosert hier im Blog, dass mich Strickanleitungen in Videoform oder auch Video-Rezepte wuschig machen. Die Firma makerist hatte freundlich bei mir angefragt, ob ich im Nachgang zum tollen Strick-Event in Berlin nicht mal eine neue Handarbeitstechnik erlernen möchte mit den Videokursen von makerist. Tja, zum Nähen bin ich nicht geduldig genug, beim Häkeln tut mir sofort alles weh (Handgelenke und/oder Schultern), da blieb also noch backen. Weil der Gattengeburtstag ansteht und er sich eine Buttercreme-Torte gewünscht hat, bot sich natürlich ein Tortenkurs an. Da gibt es auch zwei Kurse, die ganz passend sind. Dieser hier und dieser – wobei letzterer offenbar einen neuen Trend beschreibt. Es ist ja momentan auch hip, die schnöden alten Haferflocken nur noch „Oats“ zu nennen und alles mit Grünkohl heißt „Kale“. Na klar klingt „Kale Chips“ irgendwie besser als „frittierter Grünkohl“. Schon klar.
Wo war ich? Ach ja, die Torten. Am letzten Wochenende habe ich dann also mal reingeschaut in die Kurse. Und mein erster Eindruck ist …. die schriftlichen Kursunterlagen, die es im pdf- Download dazu gibt, würden mir vermutlich reichen. Also meine Geduld ist irgendwie nicht dafür ausgelegt, 20:13min ein Video zu gucken, wie ich einen Tortenboden backe. Himmel, in der Zeit will ich den fertig haben. Es macht mir auch nur mäßig Freude, einer KitchenAid beim Rühren zuzugucken. Ich habe dann wie wild herum gezappt in den Videos und ich bin tatsächlich immer mal über wirklich gute Infos gestolpert (dazu später mehr), aber so grundsätzlich ist es mir einfach zu umständlich, stundenlang ein Video zu gucken, um 7 min interessante Infos zu bekommen. Interessant fand ich beispielsweise die unterschiedlichen Klassifizierungen von Buttercreme (nach Nationalitäten). Befremdlich fand ich, dass immer betont wurde, wie modern und toll Buttercreme schmecken kann und viel leckerer als „das fettige zeug von Oma“. Wenn ich mir aber die Rezepte so anschaue, kann ich irgendwie keinen Unterschied erkennen.
Ich habe dann spaßenshalber mal mein altes Backbuch aufgeschlagen, das ich mir vor ca. 40 Jahren von einem Büchergutschein kaufte und siehe da…. alle Rezepte, die im hippen Videokurs zu sehen sind, finden sich auch dort.
Natürlich sieht das hier nicht so schön aus und die Namen der einzelnen Cremes sind anders, aber die Rezepte sind quasi identisch. Mir fiel dann so als Vergleich ein: das ist hier das andere Ende der Skala in Hinblick auf Ausführlichkeit von Erklärungen. Knapper geht es nicht, nur absolut notwendigste Angaben stehen da, kein Schnickschnack. Aber damals hatte man halt vermutlich noch die Oma in der Hinterhand, die einem was erklärte… Vermutlich ist es heute wirklich so, dass viele Jugendliche gar nicht mehr damit aufwachsen, dass auch mal aufwändigere Sachen als eine Fertigpizza gebacken werden. Und wenn man da mit so einem kargen Text in einem Kochbuch konfrontiert wird, packt einen bestimmt nicht die große Lust am Backen. Aber eine jugendliche Konditorin mit Haaren in der Farbe der Küchenmaschine ist da was anderes! Wobei natürlich so ein Kurs schon etwas länger dauert und etwas mehr Aufmerksamkeitsspanne erfordert als ein Youtube-Clip.
Tja, wenn mit solchen Videos Leute, die sonst gar nichts mit „Lebensmittelherstellung“ am Hut haben, dafür begeistert werden, doch mal was zu kochen oder backen, dann finde ich das ja gut. Mein Lieblingsmedium ist Video dafür nicht (ich bevorzuge Videos vom kleinen Amerikaner hüstel). Aber ich habe ja zum einen etwas „Vorbildung“ durch jahrelanges Werkeln in der Küche und ich würde zum anderen vermutlich auch keinen Volkshochschulkurs zum Thema Backen belegen. Ich habe ja oft auch in modernen Schulungen das Problem, dass für meinen Geschmack zu wenig Wissen vermittelt wird (pro Zeiteinheit). Ich erinnere mich lebhaft an einen Kurs, wo am Anfang die Erwartungshaltung der Teilnehmer abgefragt wurde (ja, es musste jeder auf Moderationskärtchen schreiben…). Da waren mehrere, die geschrieben hatten „nicht so viel (Fakten-)Wissen vermittelt bekommen“ , und ich hatte geschrieben „ich will ganz viel lernen – bitte ganz viel Stoff vermitteln“. Für mich bleibt damit ein Kochbuch oder eine Zeitschrift mit Rezepten oder eben Rezepte in Blogs definitiv die erste Wahl, wenn ich was Neues ausprobieren will.
Zu den Kursen schreibe ich am Wochenende noch mal was, wenn mir hoffentlich meine Torte auch gelungen ist. Und ich verrate auch, was ich wirklich absolut Neues gelernt habe. Dem Gatten gefällt übrigens diese üppige Rosen-Torte nicht, die hätte ich ja sonst glatt in Angriff genommen. Er will die Torte schlichter und eher so wie „früher“.
Ich unterschreib dann mal – die Anleitungen / Rezepte bitte nur mit den notwendigen Angaben – der Rest ist Kür, die für mich nicht nötig ist.
Allerdings gehöre ich auch noch zur Generation, die in der Schule noch die Grundlagen der Handarbeiten gelernt haben (und wie man ein Fahrrad flickt), Kochen und Backen habe ich von Mutter und Oma gelernt, die höhere Kunst des Strickens mir dann selbst erarbeitet (ohne Video).
Wir haben ein handgeschriebenes Rezeptbuch der Oma und Uroma – da stehen die Zutaten drin, und ganz grob, was man draus machen soll. Braucht halt ein bisschen ausprobieren und Grundkenntnisse ;), und dann die Kritik vom Schwiegerpapa, ob es so schmeckt wie früher, oder ob es anders war…
Das kann ich für mich so bestätigen. Videos sind mir einfach zu langwierig. Ich mag lieber geballte Informationen. Ich mag auch diese Reihe für Reihe Strickanleitungen nicht, die machen mich wuschig und übellaunig. Alle Infos kurz und knapp ist mir am liebsten.
Liebe Grüße Sabine