Wenn ich grad mal dabei bin, kann ich ja auch endlich mal einen allgemeingültigen Eintrag zu meinem Studiengang schreiben – um vielleicht endlich mal ans Ende der ewigen Frage "Was bedeutet das, dass du Biomedizin studierst?" zu kommen.
Also, Biomedizin studiere ich. So weit, so gut.
Was das sein soll? Nun, eigentlich genau das, was der Name impliziert: Eine Mischung aus Biologie und Medizin. Eine Ausbildung für die biomedizinische Forschung, sprich: Forschung für den Menschen, respektive dessen Krankheiten.
Was mich dazu gebracht hat? Auch recht einfach zu beantworten: Ich wollte etwas studieren, bei dem ich viel Chemie und Laborarbeit und möglichst wenig Pflanzenkrams geboten bekomme. Reine Chemie war mir zu trocken, auch bei der Biochemie war mir noch zu viel Theorie, zu viel Mathe etc. dabei. Die Biomedizin ist die perfekte Mischung (für mich): das Interessanteste aus der Biologie (Zellbiologie, Genetik, Biochemie der Kohlenhydrate, Fett und vor allem der Proteine…) und der Medizin (Anatomie, Pathologie, Histologie, Physiologie, Immunologie…) und spart den langweiligen und oft nutzlosen Rest aus (z.B. Botanik, Terminologie…). Außerdem sind die Studiengänge nie größer als normale Schulklassen! (20-30 Studenten pro Jahrgang)
Warum in Würzburg? Biomedizin gibts unter anderen Namen auch noch an einigen anderen süddeutschen Unis (Tendenz steigend!). Zum Beispiel gibt es Molekulare Medizin in Erlangen, Freiburg, Ulm; Molekulare Biomedizin in Bonn, Humanbiologie in Marburg (ok, nich mehr ganz Süddutschland die letzten ; ) Worin genau die Unterschiede liegen, ist oftmals nicht so recht nachzuvollziehen, ist im Grundstudium bzw. beim Bachelor wahrscheinlich auch noch nicht so erheblich. Trotzdem habe ich mich bewusst für Würzburg entschieden, da es den Studiengang hier nach Marburg am längsten gibt, das heißt, die Kindheitskrankheiten wie unklare Prüfungsordnungen und chaotische Organisation hoffte ich hier bereits geheilt. Das ist größtenteils auch tatsächlich so, obwohl das ein oder andere noch in der Probephase steckt und einiges am Stundenplan Überarbeitung nötig hat. Das macht aber unsere persönliche Studiengangsbetreuerin mehr als wett! Sie ist ein Engel und kümmert sich um alles, ob’s um Absprachen mit den Professoren über Prüfungstermine geht, ums Händchenhalten beim Ausfüllen diverser Formular oder einfach nur um jahrgangsübergreifende Parties – Frau Dengel ist für uns da!
Obendrein ist Würzburg einfach ein wunderschönes, freundliches, kleines Städtchen, die Naturwissenschaften am Hubland haben den Campus mit der wohl herrlichsten Aussicht aller Uni-Plätze Deutschlands, und die Zugverbindung nach Hause ist sehr gut.
Nicht zu vergessen ist das Rudolf-Virchow-Zentrum, unter dessen Fittiche wir mit zunehmender Semesterzahl immer mehr geraten. Das Virchow-Zentrum ist ein vom Bund gefördertes, nagelneues, top ausgestattetes, bereits recht renommiertes Zentrum der Biomedizinischen Forschung. Während der ersten Bachelor-Semester werden uns hier vor allem freiwillige Tutorien angeboten, die uns das große Spektrum der Biomedizin (und damit Anregungen für unsere berufliche Zukunft) sowie Einführungen ins wissenschaftliche Arbeiten vermitteln.
Infos über das Virchow-Zentrum
Was gibt es noch zu sagen? Wer sich für ein Biomedizin- oder Molekularmedizin-Studium entscheiden will, sollte sich vorher klar machen, dass man auf keinen Fall Arzt werden kann mit diesem Studium! Man bekommt keine Approbation, darf nicht mal Blut nehmen am Menschen! Es ist ein Studium, das ähnlich wie die Biologie darauf abzielt, die Leute ins Labor zu schicken, sprich: zu forschen! Studenlanges Laborarbeiten wird aber v.a. während der Ausbildung der Fall sein, sobald man seinen Dr. oder PhD in der Tasche hat, wird man wohl weniger die Labore dieser Welt von Innen kennen lernen, als tagaus, tagein Artikel anderen Kollegen zu lesen, zu analysieren, eigene Artikel zu schreiben, Gelder einzutreiben, Projekte zu planen, zu leiten, Vorträge zu halten und welchen zu lauschen usw. usf. Als Professor kommt dann in Deutschland ja auch noch die Lehrverantwortlichkeit hinzu. Kurz: wer Menschen direkt durch Handauflegen und Pillen verschreiben helfen will, der sollte weiterhin das klassische Medizin-Studium angehen. Und wenn ihr denkt, beim Medizin-Studium ist euch der Ekelfaktor zu hoch wegen Leichenschnippeln und Verletzungen begutachten u.ä., dann ist euch mit der Biomedizin auch nicht weitergeholfen, denn wir haben genauso Anatomie wie die echten Mediziner, wenn auch nicht über alle Bereiche des Körpers.
Außerdem sollte man den Druck und den Zeitaufwand nicht unterschätzen. Biomeds werden sowohl von den Medizinern als auch von den Biologen etwas argwöhnisch betrachtet, selbst die Mediziner bezeichnen uns noch als Streber – es ist wirklich noch einen nicht unerheblichen Tick härter als das Medizinstudium, weil die Messlatten wahnsinnig hoch liegen (und für den Bachelor jede verd**** Prüfungsnote Wert hat). Trotzdem ist es sicherlich alles schaffbar, man sollte sich aber von der Vorstellung verabschieden, mit weniger als 2 Wochen intensivster Vorbereitung in die Prüfungen gehen zu können. Ein Studium, das man mal eben anfängt, weil einem nix besseres einfällt, sowas ist es auf keinen Fall!! Ohne ein konkretes Ziel vor Augen und dem Gefühl, dass dieses Studium eben den Weg zu diesem Ziel bereitet, ohne das gehts wohl nicht – was auch die recht hohe Abbrecher- und Wechslerquote belegt (von 35, die mit mir anfingen, sind nach dem 1. Semester nur 25 zurückgekommen zur Biomedizin).
So, das reicht jetzt aber erstmal als Abhandlung. Für weitere Infos steh ich natürlich gerne zur Verfügung. Einfach ne Mail schreiben!
Hallo, danke für den hilfreichen und interessanten Artikel, aber in einem Punkt muss ich Dich korrigieren: Das Molekularmedizin Programm gibt es am längsten in Erlangen, nicht in Würzburg 😉 Siehe auch [url]http://www.molmed.eu[/url]
Nix für ungut, bin überzeugt, dass auch in Würzburg das Programm hervorragend organisiert ist, eben wie bei uns in Erlangen 😉
Viele Grüße
nun ja, das eine jahr… 😉
aber gut, korrekterweise müsste es heißen: nach marburg und erlangen